Recht gelassen hatten sich die meisten Bahnkunden auf den Streik der Lokführer eingestellt. Noch nicht bei allen Fahrgästen stieß der Bahnstreik auf Verständnis. Auch die Duisburger Gewerkschaftskollegen der GDL zeigten wenig Verständnis für den Warnstreik. Hier die Sicht anderer Gewerkschafter.
Kein oder wenig Verständnis für die warnstreikenden Lokführer aus den Reihen der Gewerkschaft GDL haben die „Kollegen“ von der größeren EVG (Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft): „Die baggern nur für sich“, sagt Helmut Peters, EVG-Betriebsratsvorsitzender und langjähriger Geschäftsführer der EVG-Vorgänger GdED und Transnet am wichtigen Bahnstandort Duisburg.
Vom Stellwerksmitarbeiter bis zum Personal der Werkstätten gehörten alle Bahn-Mitarbeiter „unter einen Hut“, ausgestattet mit einem Tarifvertrag. Wenn eine Berufsgruppe ausschere, seien Kosten für die Bahn immer schwerer zu kalkulieren, es drohten dem Unternehmen Nachteile bei Ausschreibungen.
Völlig „verständnislos“ schaue man beim Logistikunternehmen DB Schenker Rail auf das Verhalten der GDL, sagt Betriebsratsvorsitzender Bernhard Maaßen, auch er Mitglied der EVG. Die von der GDL geforderte Verkürzung der Wochenarbeitszeit stehe beispielsweise im Gegensatz zur Personallage der Bahn, die keine zusätzlichen Lokführer habe: „Wir können manche Aufträge schon nicht mehr machen.“ Und es gebe durchaus GDL-Mitglieder, die aus genau solchen Gründen nicht mitstreikten.
Er habe gewiss nichts dagegen, wenn Gewerkschaften ihre Interessen durchsetzen, sagt Dieter Lieske von der IG Metall. Und viele Eisenbahner seien „nicht auf Rosen gebettet“. Aber wenn um bessere Bedingungen gekämpft werde, „dann auch für alle“.
Die Devise „Ein Betrieb, eine Gewerkschaft“ unterstreicht auch Ulrich Rieger vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB). Spartengewerkschaften wie die GDL lehne man ab, befolge aber im konkreten Fall die „gute Übung der Nichteinmischung“. So hält’s auch Thomas Keuer von der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi.