Musiker wollte Rainer Besel eigentlich werden. Das Talent reichte für die Leidenschaft, nicht für den Beruf. Als Teil einer tragischen Geschichte mochte er dennoch nicht enden. Seine Eltern hatten sie ihm vorgelebt. Beide studierten nach dem Krieg Gesang an der Essener Folkwangschule, trauten sich aber nicht, diesen Weg zu gehen. „Mein Vater führte ein Schuhgeschäft in Duisburg und hat unter der Entscheidung immer gelitten“, erzählt er. Bei ihm sollte es nach dem Besuch des katholischen Internats Gaesdonck anders laufen. „Dort wurde der Grundstein für mein kulturelles Leben gelegt“, bemerkt Besel, der heute sich und die Nachbarn mit seiner Musik beglückt.

Vom Marionettenbau zum Theater

Über das Kunststudium und den Bau von Marionetten kam er zum Theater. Und zwar zum eigenen. „Kreuz & Quer“ wurde 1986 gegründet. Neben seinem Job als Tourneemanager bei einer Kölner Musikagentur nahm er Schauspielunterricht und stellte nach seinen Puppen sich selbst auf die Bühne. Seither gibt er deutschlandweit Gastspiele für Kinder und Erwachsene, war am Mondpalast in Wanne-Eickel und an diversen anderen Theatern verpflichtet, inszenierte, schrieb neue Versionen von Märchen oder hintersinnige Stücke wie „Commedia Picasso“, das im Theater Duisburg aufgeführt wurde. „Ich würde mich als zurückhaltenden Menschen bezeichnen, aber ich habe es geschafft, in den entscheidenden Momenten am Ball zu bleiben“, sagt Rainer Besel. Für einen, der den MSV Duisburg noch gegen die Bayern 4:2 gewinnen sah, eine nachhaltige Strategie.

Der Schauspieler, Regisseur und Autor liebt die Mischung. „Ich muss stets drei Bälle auf einmal jonglieren“, erklärt er seinen Hang zum Abwechslungsreichtum. So verwundert es nicht, dass er zuerst als Bergmann für „Zehra Kefir und die Wunder der Stadt“ am Theater Freudenhaus in Essen-Steele engagiert wurde, sich dann auf einen Wink von Autor Sigi Domke dort als künstlerischer Leiter bewarb und den Zuschlag erhielt: „Ich finde das ganz spannend. Da kann ich noch mal etwas gestalten mit 57. Ich habe so viele Ideen für neue Stücke im Kopf.“

Ein 15-Stunden-Vertrag lässt ihm nicht viel Zeit, um die Qualität und die Existenz des Ruhrgebietstheaters zu sichern, Produktionen zu begleiten und Ansprechpartner für die Schauspieler zu sein. Sorgen macht ihm das keine. „Ich bin ja nicht alleine. Die Geschäftsführerin Conni Sandmann ist noch da. Das Ensemble werde ich mit ins Boot holen und doch eine klare Linie als Chef fahren“, meint er.

Die ersten Projekte sind bereits angeschoben. „Von dem Kabarettisten Kai Magnus Sting wird das nächste Stück sein. Die Vorlage ist sein Buch ,Immer ist was, weil sonst wär ja nix’“, berichtet Besel, der sich davon höhere Zuschauerzahlen verspricht. Die Regie möchte gerne übernehmen. Aber er will auch noch die Lesereihe „Bütterken und Bierken“ anzetteln und ein Fußballstück schreiben. „Als Selbstständiger hört man erst auf, wenn die Arbeit fertig ist“, weiß er. Und die endet nie. Selbst wenn er einige Tätigkeiten für die neue Position einstellen muss, sein kleines Theaterunternehmen will er beibehalten. „Ich bin ja Berufsoptimist“, sagt er, „ohne Alternative.“