Hennes Bender ist nichts heilig. Abgesehen von feuchten Star-Trek-Fantasien und seiner Mission, Menschen aus ihrer Alltags-Lethargie zu reißen. In Meiderich gelang das vorzüglich
Bedächtig tätschelt der kleine Kerl mit Brille und Bierbäuchlein seinen Nacken mit einem Rosa-Riesendildo: „Wenn Sie mich auf der Autobahn mit dem Teil am Hals sehen, dann wissen Sie: Der Bender hat wieder Nacken“ – das Publikum brüllt, Lothar Koopmann lacht mit.
Verwöhnt hat er seine Stammgäste bei der Kleinkunstbühne Meiderich in den vergangenen Jahren mit der Elite der deutschen Kabarett- und Comedyszene. Um dieses Publikum weiter zu begeistern, bedurfte es eines Künstlers, der bereit war, an Grenzen zu gehen, verbal und körperlich alles zu geben. Gut, dass Koopmann am Donnerstagabend den Hennes Bender nach Meiderich gelotst hatte.
Lotsen ist dabei wörtlich zu verstehen, denn Bender hatte vor seinem Auftritt nicht das Centrum Westende, sondern Koopmanns Privatadresse angesteuert.
Der Navigationssinn seiner großen Idole, seiner Fetische, das Orientierungsvermögen der Jedi-Ritter aus den Star-Wars-Epen, geht Bender also gänzlich ab. Was den bekennend Kleinwüchsigen aber nicht hinderte, in Meiderich zielsicher von Pointe zu Pointe zu steuern. Zwei Stunden voll brüllend komischer Respektlosigkeiten vom laufenden Comedy-Meter. Bender krönte sein Gag-Feuerwerk mit einem Finale Furioso, das er erst als Sponge-Bob und schließlich als Stormtrooper aus Star Wars spektakulär strippend zelebrierte.
Wer hatte zuvor nicht alles sein Fett weg bekommen beim Rundumschlag des 46-jährigen Bochumer Brillenträgers?!? Til Schweiger wurde als die näselnde Spermienschleuder der TV-Landschaft enttarnt, die homophoben Staatenlenker Russlands als Vladimir „Put-in“ und Ser„Gay Love“rov geoutet und die Band Unheilig als Erfinder des „Beerdigungs-Pop“ gebrandmarkt.
Mit fast falsettierenden Kreischtiraden geißelte der sprachgewaltige Kleine die Absurditäten des Alltags, wetterte gegen Supermarkt-Durchsagen, gegen die „Zombies unter uns“, die den alltäglichen politischen und medialen Obszönitäten nur noch mit Gleichmut begegneten.
In ernsten Momenten positionierte sich Bender – etwa gegen die Diskriminierung von Homosexuellen. Dass die weibisch überzeichnete Karikatur homosexueller Gestik an vielen Stellen fester Bestandteil seines Programms ist, mag ebenso zu den Brüchen des Abends gehören wie die Tatsache, dass Bender-Fans nicht viel Neues zu hören bekamen. Mit dem Programm „Klein/Laut“ ist Bender bereits seit Oktober 2013 unterwegs.
Unter den fast 300 Zuschauern im gut gefüllten Centrum Westende störte das freilich niemanden. Sie gingen nach einem begeisternden Comedy-Abend zufrieden heim.