Duisburg.. . Das frühere Gewächshaus für fleischfressende Pflanzen soll als „Kunstvitrine“ alle zwei Monate wechselnde Ausstellungen zeigen. Initiatorin Claudia Grundei kann sich vor Anfragen von interessierten Künstlern kaum retten. Das Projekt soll auch helfen, den botanischen Garten dauerhaft zu erhalten.
Fleischfressende Pflanzen waren hier zu Hause. Und demnächst Kunst: Das gläserne Häuschen im Botanischen Garten an der Xantener Straße (neben dem Café) eröffnet am Donnerstag, 2. Oktober, als „kleinste Galerie Duisburgs“ – mit etwas mehr als fünf Quadratmetern Ausstellungsfläche. Claudia Grundei, selbst bildende Künstlerin und Organisatorin der jährlich erfolgreichen Open-Air-Ausstellung „Kunstraum Grün“ im botanischen Park, hatte die zauberhafte Idee: Sie hörte im August, dass die sparsame Stadt die gläserne Vitrine abreißen wollte – und widersprach sofort. „Dann könnt’ ihr mir die auch geben“, ließ sie die Stadtväter wissen. Die ließen sich auf das Geschäft ein. „Und so wird man plötzlich Galeristin“, lacht Claudia Grundei.
Galerie – das Wort findet sie selbst vielleicht ein bisschen hoch gegriffen. „Kunstvitrine“ nennt sie den gläsernen Giebelbau, 3,50 Meter lang, 1,50 Meter tief, zwei Meter hoch. In Hüfthöhe ist eine Platte eingezogen, hinterm Hintertürchen bleibt gerade Stellfläche für eine Person. Genug, um mit langem Arm den Winzkunstraum einzurichten.
Mit dem Miniaturlativ „kleinste Galerie Duisburgs“ ist Claudia Grundei durchaus zurückhaltend. Sie hat im Internet nicht viele kleinere Ausstellungsräumchen gefunden; europaweit könnte sie womöglich nur eine Telefonzelle in der Schweiz unterbieten. Dennoch: Für Duisburg ist sie sicher. Hier gibt’s nichts Kleineres. Und noch einen Rekord kann die Vitrine für sich beanspruchen: Die längsten Öffnungszeiten, täglich von 8 Uhr bis Einbruch der Dämmerung.
Einweihung am 2. Oktober „mit Schleifchen“
Eingeweiht wird die Kunstvitrine am Donnerstag, 2. Oktober, ab 18 Uhr. Die Initiatorin will „ein Schleifchen“ um das Glashaus binden, das Kulturdezernent Thomas Krützberg an diesem Abend durchtrennen darf. Der Musiker Norbert Klein spielt Gitarre. Claudia Grundei: „Ich weiß nicht, wie viele Leute kommen werden. Aber ich bin schon ganz aufgeregt.“
Die erste Ausstellung in der Vitrine zeigt keramische Arbeiten von Ute Augustin-Kaiser.
Grundei möchte die Vitrine sehr lebhaft bespielen. Sechs Ausstellungen mit Künstlern aus Duisburg und Region im Jahr sind geplant, Wechsel alle zwei Monate, dazu während der „Kunstraum Grün“-Tage eine siebte, nur kurze, danach jeweils ein Jahrbuch als Dokumentation. Ein Antrag auf Förderung an den Kulturbeirat der Stadt ist unterwegs.
Der Auswahl der Kunst ist eine Grenze gesetzt: Der materielle Wert sollte nicht zu hoch sein angesichts der einfachen Verglasung.
In der Kunstszene hat sich das Projekt indes schnell herumgesprochen. „Mein Telefon steht nicht still. Die wollen alle mitmachen“, freut sich die Initiatorin.
Neben dem Mehrwert für die Kunst verfolgt die Duisburgerin noch einen zweiten Zweck: Wie mit dem Kunstraum Grün will sie auch mit der Vitrine den Blick auf den Botanischen Garten lenken. „Damit er erhalten bleibt.“