Wenn heute am späten Nachmittag OB Link und Stadtdirektor Spaniel die Anwohner, Politiker, Kirchen und Verbände in Neumühl darüber informieren werden, dass das leerstehende St.-Barbara-Hospital schnellst möglich zu einer Landesaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber umfunktioniert werden soll, wird im 30 Kilometer entfernt liegenden Essen Prof. Gunther Lauven von der Kosmas und Damian GmbH (K+D) fragend die Stirn runzeln.

Lauven ist als K+D-Geschäftsführer der Krankenhaus-Verwaltungsgesellschaft des Bistums Esssen (noch) der formale Eigentümer des alten Backstein-Hauses in Neumühl. Und er erklärte gestern gegenüber der NRZ: „Davon, dass alles in trockenen Tüchern sei, kann gar keine Rede sein.“ Zwar befinde sich K+D derzeit mit einem nicht genannten Kaufinteressenten in „guten Gesprächen“. Aber zu einer Prognose für einen Vertragsabschluss mochte sich Lauven gestern nicht hinreißen lassen. Einzig noch sein Hinweis, dass die notwendigen Sicherungsarbeiten und der Rückbau im Inneren des Hospitals seit ein paar Wochen wegen der anvisierten Zwischennutzung gestoppt seien.

Nach NRZ-Informationen krankt die Umsetzung in der Tat noch an den Eigentums- und Mietverhältnissen. Denn die wichtigsten Vertragsabschlüsse sollen noch ausstehen: Zunächst muss K+D das Areal an den Investor verkaufen, der auf dem Gelände in rund drei Jahren Häuser mit rund 150 Wohnungen hochziehen will. Dann muss sich der Investor noch mit dem Land auf einen Mietvertrag zur Zwischennutzung einigen.

Zu den offenen Verträgen wollte sich die zuständige Bezirksregierung Arnsberg nicht äußern. „Der Standort ist für uns enorm wichtig, wir brauchen händeringend die Plätze, da alle Landesunterkünfte überfüllt sind“, sagte Sprecher Christoph Söbbeler. Er rechnet damit, dass das Krankenhaus Ende Oktober oder Anfang November belegt werden kann. Womöglich gebe es dann zunächst eine Teilnutzung, später sollen dort bis zu 300 Asylbewerber Platz finden.

Unterdessen hat die CDU-Fraktion gestern den sofortigen Abriss der Zeltstadt in Walsum gefordert, um das menschenunwürdige Wohnen in Zelten zu verhindern: „Dieser Abriss ist überfällig. Nach dem deutschlandweiten Aufschrei hätte die Verwaltung sofort reagieren müssen. Jetzt riskiert man erneut Negativschlagzeilen für Duisburg“, kritisiert der CDU-Fraktionsvorsitzende Rainer Enzweiler die Stadt.

Die will von der „notwendigen Reserve“ aber vorerst noch nicht abrücken. „Die Zeltstadt wird am 1. November abgebaut“, sagte Stadtdirektor Reinhold Spaniel gestern der NRZ. Bis dahin müsse man dann weitere Alternativen gefunden haben. Geprüft würden derzeit weitere Schulen, Turnhallen und erneut die ehemalige Jugendherberge am Kalkweg.