Seit Juni 2014 ist der Deutsch-Italiener Fußballtrainer beim MSV Duisburg. Der Job kostet viel Zeit. Lettieri will aus dem finanziell angeschlagenen Drittligisten einen Aufstiegsaspiranten formen. Dabei muss er zwölf neue Spieler in den Kader integrieren, was intensive Trainingseinheiten und zahlreiche Gespräche bedeutet.
Am Nachmittag findet Lettieri dann aber Zeit für das Interview. Mit dieser Zeitung redet der 47-Jährige über die Probleme der Drittligisten, einen geplatzten Profitraum und Besuche bei Startrainer Giovanni Trapattoni.
Herr Lettieri, Sie haben zuletzt in Bayreuth gewohnt und sind jetzt im Ruhrgebiet gelandet. War das ein kleiner Kulturschock?
Gino Lettieri: Ach nein. Ich finde, dass jede Region in Deutschland ihren Reiz hat. Wobei noch kaum Zeit vorhanden war, um Duisburg und die Umgebung zu erkunden. Bislang habe ich nämlich die meiste Zeit auf dem Trainingsgelände verbracht.
Sie haben im Juni Ihre Arbeit beim MSV begonnen. Inwiefern unterscheidet sich dieser Verein von Ihren ehemaligen Klubs?
Das Umfeld hebt sich schon von meinen früheren Vereinen ab. Beim MSV sind die Fankultur, die Schauinsland-Reisen-Arena und das Trainingsgelände außergewöhnlich. Da wird immer deutlich, dass der Verein höher spielen muss als nur in der Dritten Liga.
Auf Dauer wird der MSV in dieser Spielklasse auch nicht überleben können. Die Schulden können in der Dritten Liga kaum abgebaut werden. Verspüren Sie deshalb einen großen Aufstiegsdruck?
In meiner täglichen Arbeit lasse ich mich von diesen finanziellen Problemen nicht beeinflussen, richte daran nicht meine Taktik aus. So viel steht nämlich fest: Einen Aufstieg erzwingen kann kein Verein der Welt. Zumal in unserer Liga viele Mannschaften schnell wieder hoch müssen.
In den vergangenen Jahren gab es in dieser Klasse viele Zwangsabstiege. TuS Koblenz, Rot-Weiß Ahlen oder die Kickers Offenbach hat es beispielsweise erwischt. Warum passiert das gerade in der Dritten Liga so häufig?
Nun, ein Drittligist betreibt in etwa den gleichen Aufwand wie ein Zweitligist. Man ist auch in ganz Deutschland unterwegs und muss genauso oft trainieren. Es sind sogar noch mehr Spiele als in der Zweiten Liga. Und der Kader muss auch eine ähnliche Größe haben. Allerdings gibt es bei den Einnahmen große Unterschiede.
Was müsste der DFB verändern?
Die wenigen Fernsehbilder sind ein großes Problem. Aktuell bekommt ein Verein dafür circa 750000 Euro pro Saison. Das ist bei dem betriebenen Aufwand einfach zu wenig.
Zu Ihrer Person: Sie sind schon mit 26 Jahren ins Trainergeschäft eingestiegen. Warum so früh?
Ich hatte als Jugendlicher eigentlich immer das Ziel, Fußballprofi zu werden. Mit 17 hatte ich dann aber einen schweren Unfall, der hat mich richtig zurückgeworfen hat. Nach den ganzen Operationen habe ich es noch mal bei 1860 München versucht, doch die Belastung war zu groß. Danach stand dann der Beruf im Vordergrund, bis ich durch Zufall zu einem Trainerjob gekommen bin.
Was ist passiert?
Ich sollte bei einem kleinen Verein eines Freundes aushelfen. Die brauchten kurzfristig einen Spielertrainer. Ich habe es gemacht und bin direkt aufgestiegen. Ab dann hatte ich den Ehrgeiz, Trainer im Profigeschäft zu werden. Und dann ging es aufwärts. Ich konnte bei 1860 im Trainerstab mitarbeiten und bin dann als Chefcoach in der Bayernliga und später in der drittklassigen Regionalliga gelandet.