Das ist ein Wort: Kulturdezernent Thomas Krützberg gab mit dem ganzen Gewicht seines Amtes bekannt, dass die „Revitalisierungsmaßnahmen“ zur Inbetriebnahme der Mercatorhalle Ende des nächsten Jahres abgeschlossen sein werden. Anfang 2016 können die Duisburger Philharmoniker wieder in ihre „gute Stube“ zurückkehren. Große Worte, denen im 1. Philharmonischen Konzert der Saison im voll besetzten Theater am Marientor große Töne folgten.

Zwischen Ruppigkeit und Süße

Merkwürdig, dass im 150. Geburtsjahr von Richard Strauss ausgerechnet dessen martialische und nicht unumstrittene Tondichtung „Ein Heldenleben“ Hochkonjunktur feiert. Duisburg befindet sich da in guter Gesellschaft von Düsseldorf und Dortmund. Giordano Bellincampi überhört in Strauss‘ selbstbewusstem Selbstporträt zum Glück nicht die ironischen und fragilen Fassetten des Werks und verzichtet auf heroische Überhöhungen. Die lärmenden Geschmacklosigkeiten auf „Des Helden Walstatt“ kann zwar auch er nicht mildern, doch umso feiner arbeitet er die kammermusikalischen Preziosen und die abgeklärten, warmen Töne der Schlussteile aus. Die Holzbläser glänzen mit pointiert karikierenden Neckereien gegen „Des Helden Widersacher“, also Strauss‘ Gegner und Kritiker; Konzertmeister Siegfried Rivinius gestaltet in seinem großen Solo die zärtlich-zickigen Launen „Des Helden Gefährtin“ alias Strauss‘ Gattin Pauline nahezu makellos; und das gesamte Orchester entfaltet einen opulenten, samtweichen und dennoch soweit wie möglich schlanken Klang.

Vor der Pause konnte die junge englische Geigerin Chloë Hanslip mit einer beachtlichen Interpretation des Violinkonzerts von Johannes Brahms die Herzen des Publikums gewinnen. Die Musikerin liebt stilistische Extreme, was zu einem lebendigen, aber auch etwas unausgewogenen Vortrag führte. Geradezu ruppig präsentierte sie das Hauptthema des Kopfsatzes und den gesamten turbulenten Schlusssatz, während sie sich in den lyrischen Passagen des Eingangs-Allegros und des langsamen Satzes in purer Schönheit verzehrte. Imponierend, wie einvernehmlich die Solistin und Bellincampi im ersten Satz immer wieder die Zeit anzuhalten schienen, um ein Maximum an wohliger Süße zu erzielen. Im Duett mit Martin Schie an der Oboe wird das Wellness-Programm im Adagio würdig weitergeführt. Der ohnehin ausgedehnte Kopfsatz verliert durch diese Lesart freilich an Schwung und formalem Zusammenhalt. Man kann halt nicht immer alles haben.

Begeisterter Beifall nach beiden Werken, nach dem Brahms-Konzert noch eine Prise enthusiastischer als nach Straussens Heldenschau.