Duisburg. . Targo-Bank sucht Mitarbeiter mit dem Jobcenter-Programm „50plus“. Eine Ausbildung mit IHK-Prüfung ist Bedingung, dafür winkt am Ende ein unbefristeter Vertrag. Nach einem Pilotprojekt mit vier Mitarbeitern und guten Erfahrungen will das Geldinstitut in diesem Jahr acht älteren Arbeitslosen eine Chance geben.
Mit über fünfzig noch mal die Schulbank drücken, eine Ausbildung machen, für einen Job büffeln: Detlef Lischper (53) ist mit dem Jobcenter-Programm 50plus diesen Weg gegangen. Sein Lohn: Ein unbefristeter Arbeitsvertrag als Servicekraft für Dialogmarketing im Callcenter der Targo-Bank. Er lacht: „Das fühlt sich super an.“
50plus hat in fünf Jahren 1500 ältere Arbeitslose in Jobs vermittelt. Dass die Bewerber dafür aber noch mal eine Ausbildung machen, ist die seltene Ausnahme und das Besondere an dieser Kooperation zwischen Jobcenter und Geldinstitut. Die Targo-Bank (in Duisburg 2500 Beschäftigte) suche „immer nach guten Mitarbeitern“, erklärt Personalchefin Vivika Gramke. Um das Team im Callcenter durch ältere Kollegen zu ergänzen, vereinbarte die Bank die Zusammenarbeit mit dem Jobcenter. Gramke: „Ältere strahlen Ruhe aus, haben spezielle Kompetenzen und ein gutes Kommunikationsniveau.“ Die insgesamt vier Bewerber wurden sorgfältig ausgewählt, die auf ein Jahr verkürzte Ausbildung mit IHK-Prüfung war Bedingung. Im Gegenzug galt das Versprechen: „Wer das schafft, bekommt einen Vertrag“, so Gramke. Mit den neuen Kollegen ist die Bank so zufrieden, dass sie das Programm „50plus“ weiter nutzen will: Im Dezember können bis zu acht neue „Senior-Azubis“ anfangen.
Das Programm 50plus in Duisburg
Fördergelder für Ausbildungen, Lohnzuschüsse und Training für Arbeitslose über 50 bekommen Jobcenter nicht mit der Gießkanne – sie erhalten es nur nach Vermittlungserfolgen. In Duisburg hat das Programm an der Königstraße 57 ein eigenes Lokal und zehn Mitarbeiter.
Die Targo-Bank wurde für ihre Kooperation mit dem Jobcenter vom Arbeitsministerium geehrt als „Unternehmen mit Weitblick“
Detlef Lischper ist froh, dass er die Stelle bei der Targo-Bank ergattert hat. Gelernter Kaufmann, tätig im Eisenbahngroßhandel und bei Thyssen, 17 Jahre selbstständig, nach Rückenproblemen aus dem Betrieb ausgestiegen, dann bei privaten Postdiensten beschäftigt, zuletzt anderthalb Jahre arbeitslos. Er hat zugegriffen, als ihm die Ausbildung angeboten wurde. Er hat dafür geackert, unterstützt von Freunden und Familie. „Leistung gegen Leistung“, sagt Lischper. Beim Abschluss waren die anderen Kandidaten Anfang zwanzig. „Die haben uns für die Prüfer gehalten“, erzählt er lachend.
Für Jobcenter-Chef Norbert Maul sind solche Geschichten Erfolgserlebnisse. Denn ältere Bewerber, oft lange arbeitslos, sind nur schwer zu vermitteln. „Mit über 50 erleben sie viel Gegenwind, bestenfalls Windstille – aber nie Rückenwind“, so Maul. Es gebe Firmen, die sortieren Bewerbungen schon bei der ersten Sichtung nach Geburtsdatum aus. „Und dann wird’s schwieriger.“ Umso mehr freut er sich, wenn er Chefs überzeugen kann, ältere Bewerber einzustellen. „50plus – das heißt, die Menschen haben bis zur Rente noch 15 Jahre vor sich.“ Und noch mehr freut er sich, wenn ein Chef nach erfolgreicher Vermittlung fragt: „Haben Sie noch so einen . . .?“
Es gibt noch genug in Duisburg.