Die gemeinnützige Awo-Integrations-Gesellschaft fordert gemeinsam mit den beiden weiteren Anbietern von Migrationsberatung für Erwachsene – dem Verein Aric NRW und dem Caritasverband – eine deutliche Erhöhung der Zuschüsse aus dem Bundeshaushalt. Das Geld soll für mehr Mitarbeiter in der Migrationsberatung eingesetzt werden.

Hintergrund ist ein rasanter Anstieg der Nachfrage. Ausgelöst wird die Verdoppelung der Beratungsgespräche nicht zuletzt durch den Zuzug aus Südosteuropa und die wachsende Anzahl von Flüchtlingen.

Um auf die Situation aufmerksam zu machen, lädt die Leiterin der Awo-Migrationsberatung, Selda Baykal, die Duisburger Bundestagsabgeordneten ein, sich selbst ein Bild zu machen. Zum Aktionstag am Montag, 15. September, sollen die drei Duisburger MdBs an der offenen Beratungssprechstunde in der Awo-Einrichtung Pro Hochfeld auf der Friedensstraße teilnehmen.

In einem offenen Brief an die Abgeordneten beschreibt Selda Baykal die dramatische Lage. Seit der Einführung des Zuwanderungsgesetzes 2005 arbeiten sechs Mitarbeiter der Awo-Integration in der Beratung für erwachsene Zuwanderer. Je eine halbe Stelle sind bei Aric und der Caritas angesiedelt. Die Beratung unterstützt Zuwanderer aus Nicht-EU-Staaten. Seit mehr als einem Jahr hat sich das Tätigkeitsfeld dramatisch verändert, weil es immer mehr Neu-Bürger aus Südosteuropa nutzen. Das lässt sich an Zahlen festmachen: 2013 suchten 692 Menschen aus EU-Staaten (Polen, Italien, Spanien) die Beratung auf. Nur im ersten Halbjahr 2014 waren es bereits 1071. Auch die Anzahl der Ratsuchenden insgesamt steigt an: Von 2391 im vergangen Jahr auf 2833 allein im ersten Halbjahr 2014. „Das bedeutet allein für die erste Hälfte dieses Jahres pro MBE-Mitarbeiter 73 mehr Beratungsfälle“, so Baykal.

Vor dieser Entwicklung dürfe niemand die Augen verschießen: Zum einen werden die Mitarbeiter angesichts der hohen Fallzahl den Ratsuchenden nicht mehr gerecht. Zum anderen sei die persönliche Belastung der „Ratgeber“ enorm. Deshalb sei eine Vergrößerung des Teams dringend notwendig. Ohne Finanzierung durch die Bundesregierung sei das aber nicht zu machen, so die Awo-Expertin. Zumal: Die Ratsuchenden sprechen meist nicht für sich allein, sondern für ihre ganze Familie.