Die Skyline von Sydney bei Nacht lockt den Betrachter in ihrer Pracht und Farbenvielfalt fast automatisch auf die andere Seite des Parramata Rivers. Doch um dort hinüber zu gelangen, muss erst die Harbor Bridge überquert werden. Diese baut sich – illuminiert und angestrahlt durch zahlreiche Scheinwerfer – am rechten Rand des Fotos auf. Es zählt zu jenen 15 beeindruckenden Werken des Duisburger Fotografen Karl Lang (81), die seit gestern im Rahmen der Ausstellung „Brücken der Welt“ im Treppenhaus der Zentralbibliothek zu sehen sind.
Diese Aufnahmen stammen allesamt aus dem Bildband, der den gleichen Namen wie die Ausstellung trägt und im Oktober 2013 im Mannheimer Verlag Edition Panorama erschienen ist. Der fünf Jahrzehnte in Beeck lebende und inzwischen nach Mülheim umgezogene Karl Lang hat in den vergangenen knapp 20 Jahren die halbe Welt bereist, um die 320 Aufnahmen für den Bildband zusammenzubekommen. Dazu gehören die größten und spektakulärsten Stahl- und Betonkonstruktionen wie simpelste Flussquerungen aus Baumstämmen oder Steinen. „Mich interessiert gar nicht so sehr die industrielle Fertigung, sondern eher der poetische Teil einer Brücke“, sagt Lang, der 30 Jahre in Diensten von Thyssen als Industriefotograf gearbeitet hat und in Essen ein Fotostudio betreibt.
Die Bilder hat er mit einer alten Panorama-Kamera gemacht. Ein Bild ist 6 x 17 Zentimeter groß. Pro Film sind ganze vier Aufnahmen möglich. „Ich schaue mir deshalb vorher ganz genau an, welches Motiv das Besondere der Brücke am Besten wiedergibt“, sagt Lang. Dazu gehören auch die Lichtverhältnisse. „Wobei das vermeintlich perfekte Licht nicht immer zum perfekten Bild führen muss“, weiß Lang.
Eine Brücke aus seiner alten Heimatstadt Duisburg hat es leider nicht ins Buch geschafft. Dafür aber eine 2000 Jahre alte Hängebrücke im japanischen Okobe oder die Akashi Kaikyo Bridge in Kobe. „Das ist eines meiner Lieblingsbilder. Diese Brücke ist sehr leise, sehr poetisch“, beschreibt Lang. Menschen tauchen nur ganz selten auf – und wenn, dann nur in Nebenrollen.
Zu jedem Bild fällt dem Fotografen mindestens eine kleine Anekdote ein – wie zur Harbour Bridge in Sydney. „Da habe ich meinen Pass verloren und wusste gar nicht, wie ich nach Hause kommen soll.“ Zum Glück fand ein Einheimischer das Dokument und gab es bei der Polizei ab. Über die Deutsche Botschaft gelangten die Papiere wieder zu ihrem Besitzer. Und wie ist dieses imposante Foto nun entstanden? Da lacht Lang. „Es geschah auf den letzten Drücker“, erzählt er. „Mit dem allerletzten Bild auf dem Film.“