In Mülheim und Essen mehren sich die Stimmen, die das Gemeinschafts-Nahverkehrsunternehmen Via in Frage stellen. In Via bündeln die Städte Duisburg, Essen und Mülheim ihren Nahverkehr, um Einspareffekte in Millionenhöhe zu erzielen. Der Aufsichtsrat der Essener Verkehrsgesellschaft Evag will die Kooperation auf den Prüfstand stellen und auch in Mülheim mehren sich kritische Stimmen. Ganz anders dagegen Duisburg.

„Via hat sich als Kooperationsmodell bewährt“, findet der Vorstandsvorsitzende der DVG, Markus Wittig. Natürlich gelte es bei allen unternehmerischen Engagements, einzelne Konstruktionen regelmäßig auf den Prüfstand zu stellen. Aber die Via-Debatte der letzten Tage sei in Einzelfragen „hochgespielt worden.

Ein Stück weit Gelassenheit

Wittig mahnt in der Diskussion auch ein Stück weit Gelassenheit an. Wegen einiger Streitpunkte müsse man nicht gleich die Kooperation in Frage stellen. „Alle Beteiligten sind sich doch darüber einig, dass die gemeinsame Tochtergesellschaft dazu beitragen soll, Kosten in den Muttergesellschaften zu reduzieren. Darauf müssen wir uns fokussieren und dem Reflex widerstehen, notwendige Diskussionen um Anpassungen in der Via zu Grundsatzproblemen zu erklären.“

Die „notwendigen Diskussionen“ begründet Wittig mit den unterschiedlichen Ausgangssituationen in den Mutterhäusern des Verkehrsdienstleisters Via Verkehrsgesellschaft mbH. In Duisburg beispielsweise ist der Personalbereich der DVG bereits seit Jahren in der Holding Duisburger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft mbH (DVV) verankert, ebenso wie eine Reihe von anderen Steuerungs- und Unterstützungsbereichen. Aus der DVV heraus werden daher zentrale Dienstleistungen für die Tochtergesellschaften durchgeführt, darunter die Stadtwerke Duisburg AG, die DVG und weitere Gesellschaften im Konzern. „Das Modell hat sich bewährt, die Einsparungen im Duisburger Konzernverbund liegen im Millionenbereich.“ In Essen hingegen sind die Töchter der Essener Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft mbH (EVV) getrennt aufgestellt. „Dafür mag es Gründe geben“, so Wittig, „aber hier sind wir mit unterschiedlichen Konfigurationen am Start.“

Daraus jedoch ein Kirchturmdenken abzuleiten, hält der DVG-Vorstandsvorsitzende für einen Fehler. „Meine Vorstellung von Kooperation geht dahin, dass man auch mal aushalten muss, wenn unterschiedliche Meinungen vertreten werden.“

Die Geschäftsführung der Via ist daher im Juni vom Via-Aufsichtsrat beauftragt worden, weitere Entwicklungsoptionen bis Ende des Jahres zu skizzieren. „Unsere Erwartungshaltung ist, dass dabei die Vor- und Nachteile verschiedener Varianten nüchtern betrachtet werden, so dass die Gesellschafter auf dieser Basis eine Entscheidung treffen können. Misstöne, egal aus welcher Richtung, sind da überflüssig und der Sache nicht dienlich.“

Für die DVG werde man bei den weiteren Entscheidungen nach dem Grundsatz verfahren, an der Kooperation festzuhalten. „Ich bin davon überzeugt, dass diese richtig ist.“ Allerdings könne man angesichts unterschiedlicher Konstellationen auf der Holding-Ebene nicht Strukturen zur Disposition stellen, die sich bewährt haben: „Wir können in Via nicht Strukturen einnehmen, die dann einem Partner nutzen, bei einem anderen aber ein Erfolgsmodell auf den Kopf stellen. Soviel kann ich in Via dann gar nicht einsparen, wie ich durch die in Duisburg etablierten Synergieeffekte der Holding verlieren würde. Das ist keine Frage von Leidenschaft, sondern eine Frage der Mathematik.“