Stadtmitte. .
Dieser Laden ist ein Traum für Frauen – Taschen kann frau schließlich nie genug haben. „Feintäschnerei Leder Marciniak“ steht in großen Lettern über dem Fachgeschäft am Sonnenwall. Seit 1923 gibt es die Feintäschnerei. In den 1920er Jahren lieferten die Marciniaks ihre Aktenkoffer und Handtaschen an die Fachgeschäfte in der Region. Doch die Zeiten sind längst vorbei. „Selbst die großen Hersteller lassen heute überwiegend in China arbeiten“, erklärt Walter Marciniak, der noch das Täschner-Handwerk lernte und den Betrieb in dritter Generation führt.
In den 90er Jahren eröffnete die Familie neben der Werkstatt im Dellviertel das Geschäft. „Ursprünglich hatten wir nur Taschen aus Naturleder im Programm“, erinnert sich Mitarbeiterin Gerhild Briciks. Doch die Geschmäcker haben sich gewandelt, die Leute wollte andere Marken kaufen. Hochwertige italienische Modelle befinden sich im Sortiment, beispielsweise Mandarina Duck. „Einige Kunden kommen gezielt, weil sie ein Modell suchen“, erzählt Gabriela Valder, die schon viele Jahre für Marciniak arbeitet. Die meisten wissen Beratung zu schätzen, andere wollen nur schauen und ordern doch lieber via Internet.
Der Renner sind aber individuelle Taschen der Marke Zirkeltraining. Sie werden aus recycelten Turnmatten oder altem Leder, mit dem Sportgeräte bezogen waren, hergestellt. Das kastenartige Retro-Modell heißt „Hocke“, eine hochformatige Tasche nennt sich „Handstand“. Der Beutel für Damen, mit Henkeln aus Seilen, firmiert unter „Aufschwung“. „Die sind vor allem von Sportlehrern gefragt“, weiß Gerhild Briciks.
Wer übrigens ein Liebhaberstück im Schrank hat, das einmal ausgebessert werden müsste, kann seine Tasche zu Leder Marciniak bringen. In der Werkstatt stapeln sich dutzende Regalmeter voller Druckknöpfe, Schnallen, Verschlüsse und Lederriemen. „Nicht alle Hersteller bieten Ersatzteile an. Wenn es eine Schnalle nicht gibt, finden wir aber bestimmt eine Alternative“, erklärt Marciniak. Zudem übernimmt er die Garantiearbeiten für Bree, Samsonite und Mandarina Duck.
Wer genügend Kleingeld hat, kann sich sogar eine Tasche fertigen lassen. Doch so ein Auftrag kommt höchstens einmal im Jahr rein. So wie von einem Russen, der sich einen Koffer mit doppeltem Boden anfertigen ließ. Aber das sollte eigentlich geheim bleiben.