Neudorf. .

Elisabeth Gerhardt hat Häppchen vorbereitet, Bier und Sekt kalt gestellt. Für eine Stunde wird das Zigarrenhaus an der Oststraße Schauplatz der Trinkhallentour. Noch bis Mitte August machen die Musiker des Quartetts „Die Verwechslung“ Station an klassischen Buden. Kultur und Kioske passen eben prima zusammen.

Angefangen hat das Experiment im Kulturhauptstadtjahr 2010, als Felix Fritsche, der eigentlich aus Süddeutschland kommt, die Trinkhallenkultur des Ruhrgebiets auffiel. „Wir erreichen die Menschen viel direkter und müssen sie nicht überzeugen, zu uns ins die Clubs zu kommen“, erklärt Florian Walter das Experiment. Nur in Duisburg hatte er ein bisschen Angst vor dem Auftritt, gibt er zu. Der Grund: Viele hatten die Konzertankündigung in der Zeit gelesen und postierten sich erwartungsfroh vor dem Zigarrenhaus. „Ich finde es immer schwierig, wenn die Leute mit der Erwartung eines Jazzkonzert kommen – dabei wissen sie gar nicht, was wir machen werden“, so Walter. Fest stehen nämlich nur die Titel, etwa „Ouvertüre aus Stahl“ oder „das Keyboard im Keller“ – die Musik selbst wird improvisiert. Als Stimme haben sich die Jungs diesmal Joscha Hendricksende dazu geholt. Der Künstler war früher in der Hip-Hop-Szene zu Hause, inzwischen improvisiert er Sprach-Performances. Ausgehend von einem Gedanken, etwa zum Christentum, entspinnt sich ein „Gebet“ in einer Fantasiesprachen.

Die Passanten – einige wurden von dem Konzert in der Fußgängerzone überrascht, bleiben verwundert stehen und lauschen. Eine Nachbarin von gegenüber schaut aus dem Fenster und zückt ihre Handykamera. Die Musiker stellen sich in Pose – und ernten ein Lachen. „Eigentlich ist Jazz nicht so meine Musik, aber ich finde die Idee genial und wie der Sprachkünstler die Plattitüden unserer Zeit verarbeitet“, lobt Katharina Wernicke die Aktion. Uwe Kurella, selbst als bildender Künstler im Kunstverein aktiv, ist ebenfalls begeistert: „Das hat ganz hohes Niveau. Das ist Avantgarde. Sowas sollte es in Duisburg viel öfter geben.“

Lob von den Künstlern

Auch von den Musikern selbst gibt’s viel Lob. „Auf die Duisburger kann man sich verlassen, hier ist ein gutes Klima für uns“, findet Klarinettist Markus Zaja. Und Elisabeth Gerhardt freut sich, dass ihr Geschäft einmal zum Konzerthaus wurde. Auch wenn sie sonst eher andere Musik hört.