Die ersten Lkw rollten bereits gestern Vormittag an. Als Ladung an Bord: 50 Aluminiumplatten und 4000 Stahlfedern. Das brasilianische Künstlerduo Rejane Cantoni und Leonardo Crescenti wird diese Einzelteile in den nächsten Tagen zusammensetzen – und daraus ein begehbares Kunstwerk erschaffen. „Melt“ heißt diese Installation, mit denen die Urbanen Künste Ruhr und ihre künstlerische Leiterin Katja Aßmann während der Ruhrtriennale (15. August bis 28. September) tausende Besucher in den Landschaftspark locken und dort staunen machen wollen. Ein Balanceakt direkt unter Hochofen 2.

Spiegelbild der Besucherbewegung

„Das wird ein illusionistisches Erlebnis“, versprach Aßmann bei der gestrigen Pressekonferenz zum Stand der Dinge zehn Tage vor dem Start der Ruhrtriennale mit Blick auf „Melt". Die Aluplatten würden wie ein Spiegel wirken, auf dem die Besucher auf einer Gesamtlänge von 70 Metern entlangwandeln und sich darin selbst, ihre Bewegungen und die Reflexionen der Umgebung beobachten könnten. Da die Platten aber auf besagten 4000 Sprungfedern lagern, wird dies alles andere als ein normaler Spaziergang, sondern eine wackelige Angelegenheit.

„Das Spannende ist, dass diese Arbeit ohne Besucher nicht funktioniert“, erklärte Aßmann. „Melt“ erlebt in Meiderich seine Premiere. „Das ist ein Experiment, das aber nach der Ruhrtriennale auf Tour gehen könnte“, so Aßmann.

Ruhrtriennale-Intendant Heiner Goebbels steckt derzeit in den Proben zu „De Materie“ – jener fast vergessenen Oper von Louis Andriessen, die nach ihrer Uraufführung in Amsterdam nicht mehr gezeigt wurde und die Goebbels als „eine Art Ausgrabung“ bezeichnete. Goebbels, der selbst die Regie führt, schwärmte nach den Proben genauso von Sopran Evgeniya Sotnikova und Tenor Robin Tritschler wie von der Musik, die packend und fantastisch sei – mit Akkorden, „die einen umhauen“.

Auch in der Gebläsehalle wird derzeit eifrig geprobt: Dort nimmt der italienische Regisseur Romeo Castelucci derzeit die Feinjustierung jener 40 Maschinen vor, aus deren Düsen bei seiner Inszenierung von „Le Sacre du Printemps“ tonnenweise Tierknochenstaub herausgeschossen wird, der im Takt der berühmten Musik tanzen soll – eine mit Spannung erwartete Weltpremiere, die Ende 2014 auch in Paris zu sehen sein wird.

Neben seiner neuerlichen Kritik an der Absage des „Totlast“-Projektes von Gregor Schneider am und im Lehmbruck-Museum durch Duisburgs OB Sören Link blickte Intendant Goebbels auch nach vorn: Schneider habe ihm in einer nächtlichen E-Mail rund 40 Fotos zum Werk „Kunstmuseum“ zugeschickt. Dieses wird als Ersatz für „Totlast“ derzeit in Bochum realisiert. „Ich war um 3 Uhr nachts am Computer. Und die Bilder waren so spannend, dass ich danach nur schwer wieder einschlafen konnte“, so Goebbels.