Duisburg. . Die Platanen-Gegner im Duisburger Norden machen mobil. Die Bäume seien teilweise morsch und nicht mehr standsicher, müssten gefällt oder radikal zurückschnitten werden. Eine Meidericherin hat 300 Unterschriften zur Änderung der Baumschutzsatzung gesammelt und bekommt Unterstützung von der CDU.

Seit Jahren sind ihr die wuchtigen Platanen vor ihrem Haus, an ihrer Straße, nicht geheuer. Seit Jahren kriege sie bei jeder Sturmwarnung einen „Herzklabaster“ – erst recht, seit eine Braumkrone bei einem schweren Unwetter im Juli 2010 die Hausfassade beschädigt hat. Bärbel Steinnacher hat die Stadt damals verklagt – ohne Erfolg. Am Ende musste der Schaden über die Gebäudeversicherung beglichen werden. Doch die Meidericherin lässt nicht locker. Alt und teilweise morsch seien die Platanen, stellten eine große Gefahr für Leib und Leben, wenn sie nicht radikal zurückgeschnitten beziehungsweise gefällt würden.

Die Stadt blocke bisher derlei Anliegen jedes Mal mit dem Verweis auf die Baumschutzsatzung ab. Der Sturm Anfang Mai dieses Jahres habe aber gezeigt, dass die „Monster vor meiner Haustür“, so Bärbel Steinnacher, keineswegs standsicher seien. Es sei höchste Zeit, zu handeln. Mit dieser Meinung steht Bärbel Steinnacher längst nicht mehr alleine da. 300 Unterschriften, erzählt die couragierte Frau, habe sie mittlerweile von Menschen aus Meiderich und anderen Stadtteilen im Norden mit ähnlichen Problemen gesammelt, damit die Baumschutzsatzung geändert wird. Unterstützung bekommt sie auch von der CDU-Fraktion, die vor dem Haus der Meidericherin zu einem Ortstermin geladen hat – mit weiteren verärgerten Anwohnern.

Rolf Krüßmann etwa erzählt, dass beim Pfingststurm aus einer Platane an der Koopmannstraße in Obermeiderich ein 25 bis 30 Zentimeter dicker Ast herausgebrochen sei. Andere regen sich über die mächtigen Wurzeln der Bäume auf, die Abflussrohre oder Gasleitungen beschädigten.

Die CDU-Ratsleute Gertrud Bettges und Ulrich Lüger hören die zahlreichen Beschwerden vor Ort und kündigen eine Ratsinitiative der Christdemokraten nach der Sommerpause an – mit dem Ziel, die Baumschutzsatzung zu ändern. Diese, so Lüger, dürfe nicht zu Lasten der Sicherheit von Bürgern gehen. „Im Einzelfall muss es eine gesonderte Prüfung geben. Wenn Gefahr im Verzug ist, muss ein Baum, gerade vor dem Hintergrund immer stärker werdender Stürme, auch mal radikal zurückgeschnitten oder gefällt werden.“

Dann dürften die Kosten – mindestens 7000 bis 8000 Euro für die Fällung einer mächtigen Platane, schätzt Lüger – keine Rolle spielen. Die Anwohner, sagt Bärbel Steinnacher, seien sogar bereit, 500 bis 1000 Euro für jede Pflanzung eines neues Baums beizusteuern. „Nur bitte keine Platanen...“

Stadt: Fällung ist nicht zu rechtfertigen 

Wie die Stadt auf Anfrage mitteilt, bemühe sich Bärbel Steinnacher bereits seit 2005 um die Fällung der Platanen, „die aus unserer Sicht nicht zu rechtfertigen ist“, so eine Sprecherin. Nach diversen Ortsterminen – mehrfach auch mit der Baumschutzkommission – habe eine Fällung oder ein massiver Rückschnitt bisher weder fachlich noch politisch eine Zustimmung gefunden. Selbst in einem von der Meidericherin angestrebten Gerichtsverfahren 2010 sei entschieden worden, dass die Bäume stehen bleiben können.

Die Platanen seien nach wie vor vital. Das werde wie bei allen rund 50 000 Straßenbäumen in Duisburg regelmäßig kontrolliert. Der Baum vor Steinnachers Haus könne auch nicht rigoros beschnitten werden, weil er sonst kaputt gehe.

Trotz aller Kontrollen und Vorsichtsmaßnahmen liege es, so die Stadtsprecherin, in der Natur der Dinge, dass bei Orkanböen selbst bei absolut gesunden Bäumen Ast- oder Kronenausbrüche nicht gänzlich ausgeschlossen werden können. Dies könne aber kein Grund sein, gesunde und vitale Bäume einfach zu fällen – zumal sich die Stadt bemühe, den Grünanteil in Duisburg zu erhöhen. 2008 sei ein Konzept zur Erweiterung des Straßenbaumbestandes im Norden erstellt worden, entsprechende Pläne gebe es auch für die Stadtmitte.

Grün an der Straße binde Feinstaub, verbessere die Luftqualität, senke die Temperatur und erhöhe die Luftfeuchtigkeit. Ein wichtiges Instrument zum Schutz der Bäume seien die Vorschriften im Bereich von Baumaßnahmen sowie die Baumschutzsatzung. In ihr werde die lebenswichtige Aufgabe, die die Bäume gerade in einer von der Industrie geprägten Stadt wie Duisburg haben, besonders herausgestellt.