Duisburg. Die Universität Duisburg-Essen wurde mit einem Gütesiegel ausgezeichnet. Grund dafür sind die Berufungsverhandlungen der Professoren, die die Uni besonders fair und transparent durchführt. Derzeit beschäftigt die Uni rund 530 Professoren. Etwa 50 Verhandlungen werden jährlich durchgeführt.

Die Uni führt die Berufungsverhandlungen der Professoren besonders fair und transparent durch. Dafür wurde sie nun mit einem Gütesiegel des Hochschulverbandes ausgezeichnet – und gehört zu einer der ersten fünf deutschen Hochschulen, die diese Siegel erhalten.

„Die Verhandlungen gehen hier schnell und sind persönlich“, begründet Prof. Bernhard Kempen, Vorsitzender des Hochschulverbandes und selbst Jura-Professor an der Uni zu Köln. Der Wettbewerb um sehr gutes Lehrpersonal werde größer, weiß Kempen, der Professoren beispielsweise bei den Berufungsverhandlungen berät. Wenn seine Kollegen wüssten, dass mit ihnen fair umgegangen werde, sei das ein Argument, sich für eine Hochschule zu entscheiden.

Weiche Faktoren werden wichtiger

„Wir wollen die Besten“, sagt auch Prof. Ulrich Radtke, Rektor der Uni Duisburg-Essen. Bei Berufungen und Bleibeverhandlungen kümmere er sich persönlich um die Bewerbung. „Das zeigt Wertschätzung.“ Er selbst kennt aus seiner Bewerberzeit auch andere Situationen. Damals habe er sich geschworen, dies anders zu machen. Für die Professoren zählen oft gute Forschungsbedingungen oder wie viele Mitarbeiter-Stellen zum Team gehören. „Oft muss man aber auch die Familien überzeugen. Die weichen Faktoren werden wichtiger. Wir helfen dann, Kindergartenplätze zu finden oder bei der Jobsuche des Partners.“ Einmal im Jahr treffen sich zudem die Oberbürgermeister von Essen und Duisburg mit den neuen Professoren, um sie von der Schönheit der Region zu überzeugen.

Prof. Karl-Rudolf Korte hat sich insgesamt drei Mal bewusst für die Uni Duisburg-Essen entschieden. Einmal, als er 2003 antrat. 2008, als er einen Ruf nach Bonn ablehnte – und im vergangenen Jahr, als ihn die Uni München holen wollte. „Ich habe mich damals für Duisburg entschieden, weil die politikwissenschaftliche Fakultät einen guten Namen hatte.“ Nach und nach baute Korte seine „NRW School of Governance“ auf, um die die Hochschule von anderen Unis beneidet wird. Bonn hätte gerne die gesamte School in die ehemalige Hauptstadt geholt. München wollte eine bajuwarische Variante aufbauen. Die Uni Duisburg-Essen bot ihm daraufhin ein eigenes Gebäude an, in dem er seine Bereiche weiterentwickeln konnte. „Außerdem ist Elitenförderung im Ruhrgebiet doch origineller als in München oder Bonn“, begründet Korte.

Flexibilität ist gefragt

Prof. Isabell van Ackeren kommt aus dem Ruhrgebiet, hat in Essen studiert und wollte ursprünglich Lehrerin werden. Nach dem Abschluss arbeitete sie aber erst einmal als wissenschaftliche Mitarbeiterin. Dann kam die Pisa-Studie und die Frage, wie sich der Unterricht verändern müsste. Das war die Chance von Isabell van Ackeren.

Da man allerdings nicht direkt Professorin an der Uni werden kann, an der man studiert hat, bewarb sich die 39-Jährige quer durch die Republik. „Da muss man flexibel sein.“ In Mainz hat sie dann das Ruhrgebiet und die hiesige Uni zu schätzen gelernt. „Die Hierarchien sind flach und die Zusammenarbeit und die Verhandlungen waren sehr persönlich.“ Ein Jahr nach Einstellung bietet Rektor Radtke seinen „Neuen“ übrigens an, mit ihnen Essen zu gehen. Auch Isabell van Ackeren hat das Angebot angenommen. „Wir waren in der Mensa. Es gab einen Gemüseteller.“

Viele Lehrkräfte entscheiden sich, zu bleiben

530 Professoren beschäftigt die Uni an beiden Standorten, inklusive der Mediziner am Uni-Klinikum in Essen. Etwa 50 Berufungsverhandlungen werden jedes jahr durchgeführt, 35 kommen auch zum Abschluss. „Das ist eine hohe Quote. Auch bei den Bleibe-Verhandlungen ist die Uni sehr erfolgreich, das spricht für die Uni“, betont Bernhard Kempen, Vorsitzender des Hochschulverbandes.

Jeder Professor wird mit einer unbefristeten Stelle ausgestattet. Wenn er einen Ruf an eine Uni erhält, wird neu verhandelt. Einen Mindestzeitraum, den ein Wissenschaftler an einer Hochschule bleiben muss, gibt es nicht. „Man muss aber wissen dass nicht alle Wissenschaftler es schaffen, auch Professor zu werden. Oft geht dem eine lange Zeit der Unsicherheit mit befristeten Verträgen voraus“, gibt Kempen zu Bedenken.