Wanheimerort. .

9.30 Uhr, Düsseldorfer Straße. Anpfiff. John (2) hockt im Kinderwagen und pustet in seine rote Trillerpfeife. Mama Nadine Nebowsky schiebt ihren Sohn im Kinderwagen vorweg. Sie, ihr Mann Marc und ihre anderen Kinder Julien, Zoe, Jolina und Joel haben sich eingereiht in den Protestzug der DJK Wanheimerort. Die Jungen kicken alle im Verein und sogar Jolina spielt in der F-Jugend in der Abwehr. Rund 300 Personen, Sportler und Sympathisanten aus der Bürgerschaft, haben sich versammelt, um die DJK zu unterstützen. Mitglieder der KAB laufen mit, vom Wanheimerorter Bürgerverein, CDU- und SPD-Mitglieder machen sich für die DJK stark. Der Verein demonstriert, damit er auf der Anlage an der Düsseldorfer Straße bleiben darf. DJK und DSV 1900 teilen sich den Platz. Die DJK ist Unterpächter des DSV. Doch nun hat der DSV seinen Nachbarn und sportlichen Rivalen den Vertrag gekündigt. Man brauche mehr Trainingszeiten lautete eine Begründung (unsere Zeitung berichtete).

„W’ort ist unsere Heimat“, steht auf den Bannern, die die Teilnehmer vor sich hertragen. Die meisten haben sich T-Shirts bemalt. „DJK muss bleiben“ ist darauf zu lesen. „Wir lassen uns nicht vertreiben, wir wollen bleiben“, ruft DJK-Vorsitzender Joachim Schneider in sein Megaphon. „Wir laufen hier für die Kinder mit“, betont Nadine Nebowsky. Auch Michael Kosmell, Trainer der ersten Mannschaft, sagt: „Wir Erwachsenen können vielleicht noch fahren, aber die Kinder kommen nicht einfach zu einem anderen Platz.“ Er und die anderen sammeln deshalb fleißig Unterschriften, wollen vielleicht auch mal bei einem Training des DSV Flagge zeigen und ihren Unmut deutlich machen. „Es kann nicht sein, dass in unserem Wanheimerort so etwas passiert, nur weil einer mehr Geld hat.“

Bei der Demo wird allerdings auch deutlich, dass sich der Ärger immer mehr auf den DSV-Vorsitzenden Thomas Brag kapriziert – es marschieren nämlich auch Mitglieder des DSV mit. „Es gibt ja keinen Fraktionszwang bei uns im Verein. Ich finde das nicht gut, was passiert“, sagt Ralf Jöckel. Der Betreuer der zweiten Mannschaft im DSV beschreibt, dass sich die Stimmung im Club geändert hat, seitdem der neue Vorstand am Werk ist. „Der Erfolgsdruck ist gestiegen.“ Dabei kooperieren die Alt-Herren beider Vereine durchaus – und trinken auch noch „ein Bierchen zusammen.“ Ralf Jöckel: „Es muss doch möglich sein, eine vernünftige Koexistenz hinzubekommen.“

Am 7. August wird es ein Treffen von DJK, DSV gemeinsam mit Duisburg-Sport und dem Dezernenten Reinhold Spaniel geben. Dann will Joachim Schneider auch die Unterschriften übergeben. 600 sind es bisher. „Und wir haben sogar Neuanmeldungen im Jugendbereich. Es gibt viele, die sagen: jetzt erst Recht.“

„Eine gesunde sportliche Rivalität ist in Ordnung. Aber es geht nicht, dass ein Verein dem Geld geopfert wird. Die DJK hat Traditionsverein. 2019 feiert der Verein sein Hundertjähriges. Früher war ich selbst mal DJK-Mitglied, dann bin ich zum SV Wanheim gewechselt. Aber das hatte rein sportliche Gründe. Ehrensache, dass ich die DJK unterstütze.“ Ingo Fork

„Ich bin von Tura 88. Als Turaner bin ich der DJK enger verbunden als mancher denken mag, deshalb beteilige ich mich an der Demo. In Neudorf haben wir die Probleme zum Glück nicht, da gibt es nur einen Verein. Die Aggressivität in Wanheimerort ist auf beiden Seiten groß, da wird sich beleidigt. Das ist nicht gut.So eine Konfrontation habe ich noch nicht erlebt. Dieter Pohl

„Aber meine Enkelkinder spielen bei der DJK und meine Kinder sind in dem Verein groß geworden. Früher war ich Montag, Mittwoch und jedes Wochenende auf dem Platz. Manchmal musste ich auch runter, weil ich mich als Mutter mit dem Schiri angelegt habe. Es geht nicht, dass ein Verein so querschlägt und den anderen vertreiben will.“ Brigitte Eikelmann

„Bei uns im Verein halten alle zusammen. Da gibt es nicht: Hier die Weiber, da die Männer. Die Jungs nehmen Rücksicht und halten uns die Tür auf. Ich spiele in der Damenmannschaft, zusammen mit meiner Tochter. Wir wollen auf jeden Fall zusammenbleiben – und sind im letzten Jahr sogar Meister der Kreisliga geworden. Was passiert, wenn wir weg müssen, wissen wir noch nicht.“ Ilona Steinlein