Den amerikanischen Akzent haben sie beide noch nicht ganz abgelegt. Und bei manchem deutschen Wort müssen Elena Alava-Hilgert und Paul Enninger etwas länger überlegen. Es ist auch erst gut zwei Wochen her, dass die 16-Jährigen nach Duisburg zurückgekehrt sind. In die Staaten sind sie vor einem Jahr gereist – als junge Botschafter, als Stipendiaten für das Parlamentarische Patenschafts-Programm (PPP) und in diesem Fall als „Patenkinder“ der SPD-Bundestagsabgeordneten Bärbel Bas und Mahmut Özdemir.

Das PPP ist ein gemeinsames Programm des Deutschen Bundestages und des US-Congress mit dem Ziel, „ein Netzwerk persönlicher Verbindungen zwischen jungen Menschen in den USA und in Deutschland zu knüpfen, um gemeinsame politische Wertvorstellungen zu festigen und unterschiedliche Lebensweisen im anderen Land kennen zu lernen“. Elena und Paul würden es sicher nicht so hochtrabend wie auf der offiziellen Homepage des Deutschen Bundestags formulieren, aber zumindest so ähnlich.

Sehr religiöse Gastfamilie

Die Zeit in den USA, in ihren Gastfamilien, hat die Gymnasiasten auf jeden Fall in jeder Hinsicht geprägt, so erzählen beide nach ihrer Rückkehr. Und das hat nicht nur daran gelegen, dass sie im Vergleich zu Duisburg ihre neuen Auslandserfahrungen in recht kleinen Städten gemacht haben. Die junge Neudorferin kam in einem 10 000-Einwohner-Örtchen namens Bolivar (Missouri) unter, ihr Pendant aus Duissern in einem 1000-Seelen-Kaff in Williamsburg (Pennsylvania).

„Mir ging es darum, etwas ganz Neues zu erleben und eine neue Kultur kennen zu lernen“, erzählt Elena. „Die Sprache war für mich eher zweitrangig.“ Sie habe bei einer sehr religiösen Baptisten-Familie gewohnt. „Ich bin aber gerne jeden Sonntag mit in die Kirche gegangen, fand das einfach interessant.“

An ihre Zeit an der High-School hat die Landfermann-Gymnasiastin auch nur gute Erinnerungen. „Die Lehrer sind eher wie Freunde. Außerdem identifizieren sich die Schüler, im Grunde die ganze Stadt, viel stärker mit der Schule. Da wird bei Football-Spielen ordentlich angefeuert.“ Sie selbst habe nach der Schule Volley- und Basketball gespielt und sei abends öfter mit einer von drei Gastschwestern ins Tanzstudio gegangen. Der Schulstoff sei allerdings im Vergleich zu Deutschland viel leichter zu stemmen.

Leichter Schulstoff

Eine Erfahrung, die auch Paul, der Steinbart-Gymnasiast, an seiner High School gemacht hat. „In meinem 11er-Kurs sind Sachen drangekommen, die ich schon in der siebten Klasse hatte“, so der 16-Jährige. Er war im Vorfeld vor allem neugierig auf die amerikanische Lebensweise, sei aber das erste halbe Jahr mehr damit beschäftigt gewesen, mit seiner Gastfamilie klar zu kommen. Die ständige Kritik an seinen damals noch langen Haaren und Klamotten sei ihm ziemlich auf den Nerv gegangen. Nachher habe man sich aber zusammengerauft. An seiner Schule hat sich Paul wie Elena sportlich engagiert, ist gleich Trainer der Mädchen-Volleyballmannschaft geworden.

Was beide Stipendiaten während ihrer Zeit in den USA neben Familie und Freunde allerdings vermisst haben, seien öffentliche Verkehrsmittel. „Ohne Auto kamst du nicht weg“, sagt Paul, der sich nach seiner Rückkehr noch auf etwas anderes in Duisburg gefreut hat: einen ordentlichen Döner. Den habe er nirgends bekommen. Vielleicht ändert sich das ja bereits im nächsten Jahr. Dann schon will er seiner Gastfamilie wieder einen Besuch abstatten. Elena möchte spätestens 2016 zurück ins Land der offenbar mitunter begrenzten Möglichkeiten.