Früher, da war hier alles besser“, sagt Gina Marie Henze. „Früher“ ist noch gar nicht so lange her. Seit acht Jahren betreibt Henze einen Club an der Charlottenstraße. „Ginas Bi-Treff“ heißt der Swingerclub. Das Etablissement ist eher klein. Gina Marie steht an der Bar, hier werden an den Party-Tagen die Kontakte geknüpft. „Es gab kaum einen Treffpunkt für Herren, die auf beide Geschlechter stehen“, erzählt die Betreiberin, die früher einmal bei einem Rechtsanwalt im Büro arbeitete. Vor acht Jahren wurde dann aus ihr Gina Marie.

Kinder betteln auf der Straße

Masken hängen an der Wand, zudem erotische Poster. Frauen haben freien Eintritt, Männer zahlen 40 Euro – aber dafür gibt’s mittwochs auch noch eine Massage gratis. An guten Abenden kommen bis zu 20 Gäste, um sich auf den Spielwiesen auszutoben. In besseren Zeiten nahmen die Männer eine weite Fahrt auf sich. Aber seitdem das Haus gegenüber an Roma vermietet wurde, geht der Umsatz zurück. „Die Kinder spielen nachts auf der Straße, die Erwachsenen lungern rum und spucken ihre Sonnenblumenkerne auf die Straße.“ Wer ein diskretes Geschäft betreibt, will keine Zuschauer. „Die Kunden trauen sich nicht mehr rein und fahren vorbei.“ Sie habe schon die Öffnungszeiten reduziert, weil es sich unter der Woche kaum noch lohne, den Club zu öffnen. Ein Bekannter hilft manchmal aus und beschützt sie in den Abendstunden.

Auch der Mitarbeiter des Sex-Kino nebenan klagt über Umsatzrückgang. „Es kommen bestimmt 50 Prozent weniger Kunden. Ich hab’ ja nix gegen Kinder. Aber die sind frech und betteln jeden an, der zu uns hinein will.“

Werkstattbesitzer Ibrahim Atli, direkter Nachbar des Roma-Hauses, hat nun selbst gehandelt. Gemeinsam mit Branko Barisic bezahlt er eine 400-Euro-Kraft, die jeden Morgen die Straße kehrt. „Die Stadt kümmert sich ja nicht. Und abends ist es wieder genauso schmutzig.“ Seitdem sich die Charlottenstraße so negativ entwickelt, bleiben auch bei ihm seine Kunden weg. „Ich würde ja wegziehen, aber es schwierig, ein entsprechend großes Gelände zu finden. Wir werden von der Stadt alleine gelassen“, klagt Atli.