Über den Balkonen hängen Bettdecken. Die Mülltonnen laufen über. Vor dem Haus hocken ein paar Männer auf der Treppe, mit den Augen „scannen“ sie, wer vorbeikommt. Passanten werden kritisch beäugt. 146 Personen sind an der Adresse Charlottenstraße 77 gemeldet, darunter 90 minderjährige Jungen und Mädchen. Die Wohnungen sind oftmals nicht mehr als ein Bettenlager. „Meine Frau, meine elf Kinder und ich wohnen auf 55 Quadratmetern“, erzählt ein Mann. Die meisten Bewohner gehörten zu einem Clan. Die Jungen und Mädchen würden auch deshalb auf der Straße spielen, weil drinnen kaum Platz ist. Die Miete werde von Barisics Leuten samt Quittung direkt kassiert.

Städtische Task-Force im Einsatz

Der Stadt ist das Gebäude als „Problem-Haus“ bekannt. Die städtische Task-Force, bestehend aus Ordnungsamt und Sozialamt, werde sich kümmern, verspricht Stadtsprecherin Susanne Stölting. „Allerdings war erst einmal In den Peschen dran.“ Die Mitarbeiter der Task-Force kontrollieren auch, ob beispielsweise die Kinder zur Schule gehen.

Der Hausbesitzer ist kein Unbekannter. Branko Barisic vermietet auch die Wohnung der Häuser In den Peschen und ist Besitzer des „Sexpalace.“ „Ich kenne die Vorwürfe der Nachbarn“, erklärt er auf Nachfrage der WAZ – und bestätigt, dass sich auch in seinem Club die Kunden von den Rumänen und Bulgaren auf der Straße gestört fühlen. Es sei nie sein Ansinnen gewesen, die Wohnungen an diese Klientel zu vermieten. Das habe eine Hausverwaltung in den vergangenen Monaten für ihn übernommen.

„Im August will ich den Mietern nach und nach kündigen“, kündigt Barisic an. Er sei von der guten Lage des Eckhauses in unmittelbarer Nachbarschaft der Marientor-Kreuzung überzeugt und wolle das Haus sanieren. Anschließend sollen die Wohnungen an Einzelpersonen vermietet werden. Dies könnten auch Prostituierte sein. Barisic hofft, dass sich sein Gewerbe und das der Mitbewerber auf der Charlottenstraße dann wieder stabilisiert.