Duisburg. Die Duisburger Kreishandwerkerschaft bildet jedes Jahr eine Reihe von Jugendlichen im Zuge ihres „Werkstattjahres“ weiter. Für viele Teilnehmer handelt es sich dabei um die letzte Chance, doch noch den Hauptschulabschluss zu schaffen. Dabei erhalten sie auch Hilfe von Sozialpädagogen.

Khuder Adel Noumas Al-Janabi stand vor rund einem Jahr vor dem Nichts. Seine Schulpflichtzeit war abgelaufen, er hatte keinen Abschluss und an eine Ausbildung war nicht zu denken. In der Agentur für Arbeit wurde er an die Kreishandwerkerschaft verwiesen. Für Menschen wie Al-Janabi ist das „Werk­stattjahr“ oft die letzte Chance, auf dem deutschen Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. In diesen Tagen endet das Schuljahr 2013/2014.

Die Jugendlichen verbringen drei Tage der Woche in der Werkstatt des Bildungszentrums Handwerk, sowie zwei Tage in der Berufsschule. Parallel werden sie kontinuierlich von Sozialpädagogen unterstützt. „Die Jugendlichen wissen: Da ist jemand, der Zeit für mich hat“, sagt Pädagogin Sabine Schaefer-Raab. Als Al-Janabi einmal beinahe die Anmeldefrist für das Berufskolleg verpasst hätte, packte sie ihn ins Auto und brachte ihn kurz vor Ablauf der Zeit in das richtige Büro. Ein Jahr später hat er seinen Hauptschulabschluss nachgeholt und eine Ausbildungsstelle liegt in greifbarer Nähe. „Ich will Maler und Lackierer werden“, sagt er, „mein Zimmer zu Hause habe ich ohne fremde Hilfe renoviert.“

Jugendliche menschlich weiterbringen

Das „Werkstattjahr“ soll die Absolventen neben den vermittelten handwerklichen Fähigkeiten auch menschlich weiterbringen. „Wir wollen den Jugendlichen eine Tagesstruktur mitgeben“, sagt Kreishandwerkerschaft-Geschäftsführer Dr. Frank Bruxmeier. Die Teilnehmer unterschreiben zu Beginn des Jahres eine „Eingliederungsvereinbarung“. Darin verpflichten sie sich zu Pünktlichkeit, Verlässlichkeit und Respekt gegenüber Mitstreitern und Vorgesetzten.

Auch Karolina Kuziak stand einst mit der Bildung auf Kriegsfuß. Die gebürtige Polin bekam ihr Abgangszeugnis nach Ende der Regelschuljahre und konnte damit nichts anfangen. Nachdem sie das Jahr im Bildungszentrum Handwerk absolviert hat, geht sie nun vielleicht dem Handwerk verloren: „Ich will jetzt meine Fachoberschulreife erreichen und dann eines Tages Jura studieren“, erklärt sie gleichermaßen entschlossen wie selbstbewusst.

Sowohl Kuziak als auch Al-Janabi haben eine gute Entwicklung genommen. Das gilt zwar nicht für jeden aus ihrer Klasse, aber Bruxmeier formuliert frei nach Ministerpräsidentin Hannelore Kraft: „Wir lassen keinen Jugendlichen zurück!" Der neue Jahrgang startet im August. Infos unter: www.bildungszentrum-duisburg.de.