Duisburg. Aus Respekt vor den Loveparade-Opfern ließ Duisburgs Oberbügermeister Sören Link Gregor Schneiders Tunnelskulptur “Totlast“ verbieten. Nachdem diese Entscheidung deutschlandweit für Unverständnis gesorgt hatte, schaltet sich nun auch der Freundeskreis des Lehmbruck-Museums in die Diskussion ein.

Auch der Freundeskreis des Lehmbruck-Museums kritisiert die Entscheidung von Oberbürgermeister Sören Link, die Installation „Totlast“ von Gregor Schneider abzusagen. „Das ist völlig fehl am Platz. Die Duisburger Bürger sind durchaus in der Lage selbst zu entscheiden, ob sie diese Ausstellung besuchen wollen oder nicht“, erklärte Vorsitzender Dr. Thomas Ludwig.

Für das Museum sei mit dieser Absage international ein großer Schaden entstanden. Der OB habe es vielleicht gut gemeint, aber schlecht gemacht, zumal die Installation keinen Bezug zur Loveparade habe.

Kuratoriumsmitgleider sollen Angelegenheit prüfen

Ärgerlich findet Ludwig, dass bei der Kuratoriumssitzung in der Vorwoche kein Wort über die Absage gefallen sei: „Das ist in dem Gremium nicht diskutiert worden. Es war eine einsame Entscheidung des Oberbürgermeisters.“ Ludwig leitet den Freundeskreis als ehemaliger Vorstandsvorsitzender von Klöckner – ein wichtiger finanzieller Förderer des Museums.

Er hat nun die Vertreter der Wirtschaft in der Lehmbruck-Stiftung angeschrieben: Die Kuratoriumsmitglieder mögen prüfen, ob der OB überhaupt das Recht hatte, das Kunstwerk abzusagen. Sören Link ist Vorsitzender des Stiftungskuratoriums. Die Entscheidung hätte im Kuratorium getroffen werden müssen, meint Ludwig.

Reaktionen der Leser

War es richtig oder falsch, dass Oberbürgermeister Sören Link die Installation „Totlast“ von Gregor Schneider fürs Lehmbruck-Museum im Rahmen der Ruhrtriennale verboten hat? Diese Frage wird weiter heiß diskutiert. Hier Reaktionen der Leser:

Anmaßend und unfassbar, was sich Herr Link in seiner Position als Kuratoriumsvorsitzender des Lehmbruck-Museums und OB unserer Stadt da leistet. Er verbietet die Aufstellung eines Kunstwerkes!! Mit der Begründung, das „die Stadt noch nicht reif“ für diese Installation ist, verhindert er im letzten Moment die Aufstellung des Werks (welches ihm Wochen zuvor schon bekannt gewesen ist). Als Museumsbesucher entscheide ich allein, ob ich die darin gezeigten Werke sehen möchte oder nicht!  Die vermeintlich „nicht vorhandene Reife der Stadt“ entdecke ich hier nur bei seinem obersten Vertreter.  Vielleicht könnte unser OB sein Augenmerk verstärkt auf die juristische Klärung des furchtbaren Unglücks anlässlich der Love-Parade richten.  Derartige Eingriffe in die freie Kunst verbitte ich mir als reifer Bürger entschieden.
Leo Bücken

Die Frage ist doch, brauchen wir eine Installation „Totlast“ oder will sich der Künstler nur in den Vordergrund spielen. Duisburger brauchen dieses Werk sicher nicht und schon gar nicht die Angehörigen. Wenn ich jemanden auf so furchtbare Weise verloren hätte, würde ich es nicht haben wollen, dass es eine Installation gibt, in der Jedermann darin herumlaufen kann, um zu spüren was Angst ist. Viele würden kommen um „Spaß“ zu haben oder um etwas zu erleben. Nein das kann es nicht sein. Ein Gedenken an Verstorbene sieht anders aus. Ich finde die Entscheidung von Herrn Link gut! Wofür ist denn ein Bürgermeister da, wenn er nicht mal alleine Entscheidungen treffen kann. Helene Pape

Jetzt reicht es. Im letzten Jahr war es für Link alternativlos, dass die Bäume auf der Mercatorstraße abgeholzt werden sollten. Zur Zeit ist es für Link auch Chefsache, dass auf der Mercatorstraße eine Feuerwache und Autohaus gebaut werden soll. Jetzt setzt Link noch einen oben drauf und verbietet ein Kunstprojekt der Ruhrtriennale. Zum einem brauche ich weder Verbote noch einen OB der mir sagt, welche Kunst für mich gut ist. Darüber mache ich mir selber ein Bild. Ich kann mich immer noch nicht daran erinnern, dass der Duisburger Rat gegen die Loveparade gestimmt hat, also brauche ich jetzt schon gar keinen OB der mir sagt, das ich für die Aufarbeitung dieser Katastrophe noch nicht reif bin. Ich erwarte, dass der OB diese Entscheidung unverzüglich zurück nimmt, aber auch dass er ernsthaft darüber nachdenkt, ob er für diesen Posten überhaupt geeignet ist. Diese Zensur beschädigt ein weiteres Mal die Stadt Duisburg und die Frage nach dem schlechten Image dieser Stadt beantworten wieder einmal Politiker selber. Dass Frau Dinkla Enttäuschung aber auch Verständnis zeigt, bringt das Fass zum Überlaufen. Udo Kohlhöfer