Jeder Wagen wird gestoppt. Eine Trikot tragende Masse umzingelt sofort die in Schwarz-Rot-Gold dekorierten Pkw – und schüttelt sie kräftig durch. Diese Belastungsprobe für die Stoßdämpfer kommentieren der Mann am Steuer mit Dauerhupen und seine jubelnden Mitfahrer mit Gejohle und Gelächter. Wildes Auf- und Abspringen unter lauten „Humba, humba, humba, tääääteräää“-Gesängen bildet den krönenden Abschluss. Erst danach gibt die vielbeinige Pforte, die sich auf der Fahrbahn der Friedrich-Wilhelm-Straße an der Kreuzung zur Düsseldorfer Straße gebildet hat, den Weg zur Weiterfahrt frei. Denn es warten dahinter in der Schlange dutzende weitere Autos, die auch um 1.30 Uhr diese Prozedur noch freiwillig über sich ergehen lassen. Diese WM-Wundernacht mit dem 7:1 über Brasilien, sie will auch in Duisburg einfach kein Ende nehmen.

Dieser Fabelsieg der deutschen Nationalelf war nach dem Abpfiff gerade zu einem kaum zu glaubenden Kapitel der Sporthistorie geworden, da brausten die ersten siegestrunkenen Fans von Jogis Elf in ihren PS-gestärkten Gefährten auch schon los. Laut Polizei waren es rund 400 Pkw, die sich durch die Innenstadt schlängelten. Hunderte Fans säumten den Fahrbahnrand und jubelten ihnen zu – viele davon waren auf dem Heimweg von einem Public Viewing in den Innenstadt-Kneipen. Weitere 300 Fahrzeuge „belagerten“ laut Polizei den Kometenplatz in Walsum. Und auch rund ums Hamborner Rathaus sorgten etwa 400 Autos für eine Stauparty der launigsten Sorte. Einschreiten mussten die Beamten, nachdem Fans mit Leuchtfackeln („Bengalos“) hantiert und zudem Knallkörper geworfen hatten. Die Polizei nahm einen jungen Mann zur Personalienfeststellung vorläufig fest. Insgesamt schrieben die Beamten fünf Strafanzeigen: vier wegen des Umgangs mit Feuerwerkskörpern, eine wegen Körperverletzung.

Friedlich feierte hingegen Fußball-Fan Uwe. Der 38-Jährige ist erst vor kurzem von Düsseldorf nach Neudorf gezogen. „So eine Party wie hier habe ich noch nicht erlebt – einfach super“, sagt er mit Blick auf das Treiben an der Autokorso-„Haltestelle“. Und der berauschende Auftritt der Nationalelf verleitet ihn dann auch zur Endspiel-Prognose: „Jetzt werden wir Weltmeister!“

Beim Rudelgucken in den Duisburger Kneipen gab es laut Polizeisprecher Ramon van der Maat keinerlei Vorfälle. Am Sittardsberg im Süden verfolgten relativ wenig Fans das Spiel, der Delta Musik Park hatte das Public Viewing in Meiderich wegen des anhaltenden Regens am frühen Abend kurzfristig abgesagt.