„Religion gehört zu meiner Kultur einfach dazu“, sagt Livia Daveri. Die Wahl-Duisburgerin stammt aus dem schönen Florenz. Sie kam aus Liebe zur deutschen Sprache zum Studium nach Duisburg – und blieb. Besonders religiös war ihre italienische Familie nicht, aber sie wurde katholisch getauft.
„In Italien ist das System anders, da konnte ich selbst bestimmen, ob ich mein Geld der katholischen Kirche gebe, oder einer gemeinnützigen Organisation“, sagt Daveri. Denn vieles, was sie über die katholische Kirche hörte, sagte ihr nicht zu. „Das sind persönliche Dinge, ich will hier keine Kirchenschelte betreiben“, schildert sie etwas zurückhaltend. In Deutschland war sie durch die Kirchensteuer nicht frei in der Entscheidung über ihr Geld, deshalb trat sie aus der katholischen Kirche aus.
Aber sie wollte ihren Sohn nicht ohne Religion aufwachsen lassen. „Es gibt ja viele Leute, die ihren Kindern die Entscheidung überlassen wollen, ob sie irgendwann ein religiöses Leben führen“, meint die Sprachwissenschaftlerin. Nach ihrer Beobachtung ist damit die Entscheidung aber schon gefallen. „Wenn ein Kind ohne Bezug zur Religion aufwächst, dann bleibt das in aller Regel auch so“, stellt sie fest. Also machte sie sich auf die Suche nach einer neuen geistlichen Heimat.
Keine Schwellenangst
Sie hatte keine Ahnung, zu welcher evangelischen Gemeinde ihr Wohnort gehört, aber ein Blick ins Internet zeigte ihr, dass es seit 2010 in der Salvatorkirche eine zentrale Eintrittsstelle gibt. So öffnete sie an einem Freitagmorgen die Tür zur Südkapelle der alten Innenstadtkirche und wurde von Pfarrerin Sarah Süselbeck in Empfang genommen, die für die Citykirchenarbeit zuständig ist.
„Gab es Schwellenangst?“, möchte die junge Pfarrerin wissen. Daveri lacht: „Wenn mich die Angst gepackt hätte, dann hätte ich ja sagen können, dass ich mir nur als Touristin die Kirche angucken will.“ Tatsächlich kam sie mit Süselbeck ins Gespräch und entdeckte bald Gemeinsamkeiten mit der Pfarrerin. Die war im Studium ein Jahr in Rom und freute sich über die Gelegenheit, ihr Italienisch anzuwenden. Die Formalitäten waren schnell erledigt. „Glaubensprüfungen machen wir hier keine, obwohl die Leute das oft denken“, sagt Süselbeck.
Daveris Eintritt ist über ein Jahr her und sie sucht inzwischen nach einer Möglichkeit, sich einzubringen. In ihrer Ortsgemeinde war noch nicht das richtige Angebot dabei. Ihr Identifikationsort bleibt die Salvatorkirche. Süselbeck erwähnt im Gespräch den ehrenamtlichen Präsenzdienst, der sich zu den Öffnungszeiten der Citykirche um die Besucher kümmert. Daveris Augen leuchten. „So etwas habe ich gesucht, da mache ich gerne mit“, sagt sie.