Seit 1. Juli können Arbeitnehmer abschlagsfrei mit 63 Jahre in Rente gehen, wenn sie 45 Jahre in die Rentenkasse eingezahlt haben. Die WAZ hat bei großen Unternehmen in Duisburg nachgefragt, wie groß das Interesse ihrer älteren Arbeitnehmer am vorzeitigen Ruhestand ist.
Eine „gewisse Zögerlichkeit“, hat Jens Loock, Personalchef bei den Hüttenwerken Krupp-Mannesmann (HKM), bei den Beschäftigten seines Unternehmens festgestellt. Man habe bereits im vergangenen Jahr Betriebssprechtage durchgeführt, bei denen sich die Arbeitnehmer informieren und auch die Höhe ihrer Rente berechnen lassen konnten.
Arbeitnehmer ernüchtert
Manche seien danach ernüchtert gewesen. Denn viele der Arbeitnehmer bei HKM arbeiten im Schichtdienst und erhalten hohe Netto-Schichtzuschläge. Aus dem „üppigen Netto“ würde dann schnell eine „überschaubare Rente“, erklärt der Personalchef.
Hinzu komme, dass die Rente mit 63 nach 45 Beitragsjahren zwar ungekürzt ist. Tatsächlich fallen aber auch zwei Jahre lang die monatlichen Beiträge zur Rentenkasse weg, die sonst noch gezahlt würden und fehlen am Ende an der monatlichen Rente.
Bei einem Durchschnittsverdiener bei HKM mache das pro Monat rund 35 Euro aus, auf zwei Jahre gerechnet dann 70 Euro. „Solche Abschläge können sich eigentlich nur Top-Verdiener leisten“, erklärt Personalchef Jens Loock.
Die Zahl der Mitarbeiter, die jetzt mit 63 gehen könnten, liege im kleinen zweistelligen Bereich, bis 2020 – die dann gehen, gehen mit 64 Jahren – bei rund 200. Sorgen um Fachkräftemangel löse das nicht aus.
Siemens-Pressesprecher Georg Lohmann erklärte für sein Unternehmen, es sei viel zu früh für verlässliche Zahl. Frühestens am Jahresende werde man einen genaueren Überblick darüber haben, wie viele Arbeitnehmer ihre Anträge an die Rentenversicherung gestellt hätten. Auch bei Thyssen-Krupp gab man sich bedeckt. Man wolle zunächst abwarten, welche Veränderungen es der Rente noch geben werde.