Duisburg. . Die Reaktion der Duisburger Stahlbelegschaften auf den Tarifabschluss ist verhalten positiv. Mehr Gehalt gibt’s in zwei Schritten. Auch Azubis und ältere Mitarbeiter profitieren.

Um 4.30 Uhr hätte Duisburgs IG Metall-Chef Dieter Lieske gestern morgen vielleicht gerne Feierabend gemacht, der Tarifkonflikt in der Stahlindustrie war nach zwölfstündigen Verhandlungen beigelegt. Aber um Punkt 7 Uhr erwartete ihn der „Sieben-Uhr-Kreis“ aus Betriebsräten der Duisburger Stahlunternehmen im heimischen Gewerkschaftshaus zur ersten Erörterung des Ergebnisses.

2,3 Prozent mehr Lohn und Gehalt ab Juli, ein weiteres Plus von 1,7 Prozent ab Mai 2015, 36 Euro mehr für Auszubildende – das ist der finanzielle Teil der Vereinbarung für 75 000 Stahlbeschäftigte in Nordwestdeutschland, davon 20 000 in Duisburg. Heute treffen sich die Arbeitnehmervertreter aus dem gesamten Tarifgebiet in Sprockhövel, beschlossen wird die Vereinbarung aber erst nach Diskussion in den Betrieben.

„In der derzeitige Situation der Stahlindustrie trägt das Ergebnis“ sagt Willi Segerath vom Thyssen-Krupp-Konzernbetriebsrat. „Da kann man mit leben“, kommentierte Michael Schroers, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender bei Arcelor-Mittal in Ruhrort, den Abschluss. Ähnlich seien auch die ersten Reaktionen aus der Belegschaft gewesen. Wichtig ist für Schroers aber auch, dass die garantierte Übernahme der ausgelernten Azubis verlängert wurde und die Regelungen für die Altersteilzeit.

„Da gibt es ein geteiltes Echo“, berichtet Norbert Keller vom Betriebsrat der Hüttenwerke Krupp-Mannesmann aus Gesprächen mit Kollegen. Positiv sei auf jeden Fall die Absicherung der Azubi-Übernahme bis Januar 2018 und die Vereinbarungen zur Altersteilzeit. Unterm Strich: „Ein Abschluss, der sich sehen lassen kann.“ Als weiteren Erfolg sieht Keller, dass eine Regelung zu Werkverträgen vereinbart wurde: „Es ist noch keine Mitbestimmung, aber ein Einstieg.“

Auch Lieske ist überzeugt, dass der zunehmende Einsatz von Fremdpersonal in den Hüttenwerken künftig stärker auf den Prüfstand kommt. Damit sei man weiter als bisher mit einzelnen Betriebsvereinbarungen und ab 2015 werde man eine tarifvertragliche Regelung zu Werkverträgen haben.

Ein „ganz wichtiges Signal“ sei die weiterhin festgeschriebene Azubi-Übernahme, vor allem angesichts absehbaren Nachwuchsmangels durch die demografische Entwicklung.

Die finanzielle Einigung sieht der 1. Bevollmächtigte der Duisburger IG Metall positiv, aber mit Einschränkung: „Ein glatte Vier steht vorne – wenn auch nicht sofort.“ „Im Großen und Ganzen sehr zufrieden“, sei er mit dem Verhandlungsergebnis, sagt Lieske. Aber auch müde.