„Das ist eine Katastrophe.“ Hendrik von Boxberg, Pressesprecher der Ruhrtriennale, ist immer noch einigermaßen fassungslos. Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link hat eine seit langem geplante Rauminstallation des international berühmten Künstlers Gregor Schneider im Wilhelm Lehmbruck Museum abgesagt. „Die Installation sollte als große Eröffnung der Ruhrtriennale am 15. August erstmals gezeigt werden“, so von Boxberg. Das wird nun nichts.
Der Duisburger OB habe in einem Telefonat mit dem Intendanten der Ruhrtriennale, Heiner Goebbels, erklärt, dass das Kunstwerk ungeachtet weiterer Prüfungen durch das Bauordnungsamt zum jetzigen Zeitpunkt „nicht in die Stadt passe“, heißt es in einer Pressemitteilung der Ruhrtriennale.
Geplant war für die erste Zusammenarbeit der Ruhrtriennale mit dem Lehmbruck Museum eine begehbare, raumgreifende Skulptur mit dem Titel „Totlast“, in der die Besucher einzeln durch Röhrengänge verschiedene Räume im und um das Museum betreten können.
Seit November 2013 seien zwischen dem Team der Ruhrtriennale und dem Museum, dem Künstler und dem Bauordnungsamt sowie anderen Behörden regelmäßig konstruktive Gespräche geführt worden, um rechtzeitig alle geforderten und notwendigen Sicherheitsmaßnahmen zu erörtern und einzuplanen. „Wir haben alle Forderungen der Bauordnung erfüllt und die Änderungen vorgenommen“, kann sich Hendrik von Boxberg die Ablehnung von „Totlast“ nicht so recht erklären: „Das ist ein sehr ungewöhnlicher Vorgang.“
Vor allem ist es ein Vorgang, den Künstler Gregor Schneider, das künstlerische Team der Ruhrtriennale und - man höre und staune - das Museum „entschieden“ kritisieren. Dass der Künstler und die Ruhrtriennale protestieren, ist nachvollziehbar, aber dass sich Museumsdirektorin Sönke Dikla als städtische Angestellte dem Protest gegen ihren Arbeitgeber Stadt Duisburg öffentlich anschließt, darf ebenfalls zumindest als „ungewöhnlicher Vorgang“ bewertet werden.
Oberbürgermeister Sören Link betonte gestern, dass er sich die Entscheidung nicht leicht gemacht und sehr schlecht geschlafen habe, bevor er absagte: „Aber ich denke, die Wunden der Loveparade sind noch nicht geschlossen. Die juristische Aufarbeitung der Geschehnisse steht noch ganz am Anfang. Duisburg ist noch nicht reif für ein Kunstwerk, dem Verwirrungs- und Paniksituationen immanent sind, welches mit dem Moment der Orientierungslosigkeit spielt.“ Ihm sei völlig klar, dass bei dieser Thematik andere Bewertungen möglich seien. Letztendlich jedoch habe er seine Entscheidung auf Basis seiner persönlichen Erfahrungen mit dem Thema Loveparade getroffen und werde diese auch so vertreten.“ Seine Entscheidung habe nichts mit der Bauordnung zu tun, betonte Link.
Der Oberbürgermeister bedauerte ausdrücklich, dass seine Entscheidung erst jetzt gefallen sei, nachdem bereits viel Arbeit und Engagement in das Projekt gesteckt worden sei. Link: „Dies habe ich auch dem Intendanten der Ruhrtriennale Professor Heiner Goebbels erklärt und mich für die kurzfristige Absage entschuldigt.“
Die Ruhrtriennale will nun prüfen, ob eine andere Arbeit Gregor Schneiders in einer anderen Stadt noch kurzfristig realisiert werden kann, denn auf den Künstler verzichten, will die Ruhrtriennale nicht. Doch angesichts der Vorlaufzeiten, die für große Rauminstallationen von Nöten sind und die alle Kultureinrichtungen für ihre Veranstaltungen haben, ist dieser „Plan B“ vielleicht zum Scheitern verurteilt.