Ein Bauteil mit dem Gewicht von zehn Elefanten schwebt in fast 90 Metern Höhe: Ein Spezialkran befördert ein 50 Tonnen schweres Kessel-Segment in eine Werkshalle von ThyssenKrupp Steel Europe. Die spektakuläre Verladung ist Bestandteil der Erneuerung von Konverter 2 mit dem dazuzugehörigen Abhitzekesselsystem im Stahlwerk Bruckhausen, einem der größten Stahlwerke in Europa.

Die Modernisierung, die seit Anfang Juni läuft, ist mit einer Investition von rund 21 Millionen Euro verbunden. „Mit dieser Maßnahme verbessern wir die Energie-Effizienz und steigern die Prozess-Sicherheit“, betont Dr. Arnd Köfler, Leiter Rohstahl bei ThyssenKrupp Steel Europe. „Das kommt am Ende unseren Kunden zu Gute.“

Vor gut einem Jahr war bereits der erste Konverter im Oxygenstahlwerk 1 ausgetauscht worden. Kostenaufwand: rund 20 Millionen Euro. Jetzt war Nummer 2 an der Reihe. Erneut ein logistischer Kraftakt: Während die Produktion im Konverter 1 weiterläuft, sorgen rund 1000Spezialisten an zwei übereinander liegenden Baustellen für einen reibungslosen Umbau. „Die Planung und Organisation, die auch die Maßnahmen zur Einhaltung der Arbeitssicherheit einschließen, sind technisch wie organisatorisch eine riesige Herausforderung“, betont Köfler.

Groß angelegte Modernisierung

Die aktuelle Modernisierung betrifft im Wesentlichen zwei Anlagenteile: den Konverter und den Abhitzekessel. Dabei ist das neue Konvertergefäß mit elf Metern Höhe und 15 Metern Breite weltweit eines der größten seiner Art. Das Gesamtgewicht des Stahlbaus liegt bei rund 600 Tonnen. Auf Grund einer neuartigen Konstruktionsweise konnte das Konvertergefäß deutlich breiter ausgelegt werden. Bei einer unveränderten Produktionsmenge von bis zu 400 Tonnen wurde das innere Volumen um knapp ein Fünftel erhöht. Das zusätzliche Fassungsvermögen bringt ein Mehr an Prozess-Sicherheit, da die Möglichkeit des „Überlaufens“ verringert wird. Durch das größere Reaktionsvolumen kann während des Aufblasprozesses zudem mehr Sauerstoff eingebracht werden. Das entweichende Konvertergas hat dadurch einen höheren Kohlenstoffgehalt, weshalb in weiteren Prozessschritten mehr Prozessenergie zurückgewonnen werden kann.

Direkt über den Arbeiten an der Konverterbühne läuft zeitgleich der Austausch von vier Segmenten des Abhitze-Kesselsystems. Ist das 50 Meter lange wasserdurchspülte Rohrsystem in Betrieb, werden bis zu 1800 Grad heiße Konverterabgase auf etwa 500 Grad abgekühlt, damit sie entstaubt werden können. Dabei entstehender Wasserdampf wird verstromt oder zur Dampfeindüsung im Hochofen genutzt. Das abgekühlte Konvertergas dient gereinigt als Brennstoff für die Aufwärmöfen des angrenzenden Warmbandwerkes. Ein Plus für Funktionalität, Energie-Effizienz und Umweltschutz.

Spezialkran im Einsatz

Die neuen Kesselsegmente wurden von der Essener Anlagenbaufirma Oschatz gefertigt. Sie haben einen Durchmesser von bis zu 4,3 Metern. Das schwerste Element wiegt 50 Tonnen, das Gesamtgewicht der Bauteile liegt bei 150 Tonnen. Da der Abhitzekessel in etwa 20 Meter Höhe über der Konverteröffnung positioniert werden muss, schwenken Spezialisten drei der vier auszutauschenden Kesselzüge am Haken eines Spezialkranes der Firma Wagenborg über das knapp 70 Meter hohe Stahlwerksdach in die Konverterhalle. An der Südseite des Oxygenstahlwerks Duisburg-Bruckhausen steht dafür ein Raupenkran mit 140 Meter langem Ausleger bereit.

Ist eine Anlage erst einmal heruntergefahren, zählt jede Stunde. Deshalb erfolgt die Montage äußerst zügig. Auf Grund der Erfahrungen aus dem vergangenen Jahr ist für den gesamten Austausch sogar noch weniger Zeit eingeplant. Bereits Ende Juli soll im neuen Konverter die erste Schmelze anlaufen.