Wo ist eigentlich in diesem Jahr Herbie Hancock? Die wohl nicht ganz ernst gemeinte Frage eines alten Traumzeit-Freundes konnten die meisten der jungen Besucher im Landschaftspark nicht beantworten, da sie den berühmten Jazz-Pianisten gar nicht kennen. Doch dafür feierten die Freunde des elektronischen Liedgutes mit deutschen Texten am ersten Abend des Festivals mit Mia und Judith Holofernes schwer angesagte Stars der Popmusik und der Songwriter-Szene, die auf jeden Fall zu den Attraktionen der dreitägigen Veranstaltung zählten, die stilistisch bereits im vergangenen Jahr zu neuen Ufern aufgebrochen war und jetzt den angekündigten Wandel perfekt machte. Auf Jazz- und Weltmusik-Stars wurde komplett verzichtet. Ein programmatischer Schritt, dem zum Auftakt aber längst nicht so viele Besucher gefolgt waren, wie man sie sich durch die gebotene leichte Kost versprochen hatte. So waren die meisten alten Stammgäste ohnehin hier nicht mehr anzutreffen.
Typischer Vertreter einer jungen Songwriter-Bewegung ist die Berliner Band „Die höchste Eisenbahn“, die mit ihren Gründern Francesco Wilking und Moritz Krämer auf eingängige Kompositionen setzt, die in der Gießhalle bestens ankamen. Wobei vor allem ihr sauberer und entspannter Gesang zu loben ist.
Danach machte dann der Top-Act Mia und die schräge Sängerin Mieze Katz die allerdings nur halb gefüllte Kraftzentrale mit zuckenden Scheinwerferlichtern und wummernden Bässen zur Disco. Dabei klang die blonde Frontfrau mit den peinlichen Kostümen sogar ein wenig nach Nina Hagen. Eine bunte Party-Band, deren Auftritt vor einigen Jahren beim Traumzeit-Festival noch unvorstellbar gewesen wäre.