Mit 4200 verkauften Karten hat die Traumzeit keinen neuen Besucherrekord aufstellen können, dennoch sei das Festival 2014 „ein Anlass, uns zu freuen“, so Kulturdezernent Thomas Krützberg kurz vor dem sonntäglichen Finalabend mit der bekannten Band Zaz.

„Jedes Jahr eine neue Rekordmarke soll und darf nicht angestrebt werden“, wollte Krützberg den gegenüber dem Rekordjahr 2013 um etwa 900 Karten gesunkenen Verkauf nicht dramatisierten. „Diesmal hatten wir zwei große Feinde: Sepp Blatter und Thomas Müller.“ Krützberg lobte aber auch das „wunderbare, abwechslungsreiche Programm“, das viele unterschiedliche Besuchergruppen erreicht habe. „Völlig falsch“ und „bösartig“ sei die Kritik, im Festvialprogramm herrsche Beliebigkeit. „Wir sind auf dem Weg zu einer neuen erfolgreichen Marke.“

Marketing-Chef Uwe Gerste lieferte weitere Zahlen: Knapp 7000 Links auf Facebook und über 100 Camper in idyllischer Industriekulisse zeigten, dass das Festival auch über das Ruhrgebiet hinaus wirke. Wen wundert’s, dass die Meidericher Hochöfen auch die Künstler „extrem überwältigen“, wie Programmchef Marcus Kalbitzer schildert.

Geradezu euphorisch fällt die Bilanz von Frank Jebavy aus, obwohl das Ziel, in diesem Jahr 5000 Karten zu verkaufen, nicht erreicht worden ist. Der Leiter des Festivalbüros sagte: „Das Festival genügt höchsten Ansprüchen.“ Der Spagat zwischen Programm und Zahlen sei stets im Hinterkopf, aber das Festival brauche noch Zeit, sich zu entwickeln. „Das wächst, wir müssen Geduld haben, das wird eine Marke.“ Dazu brauche es „Maloche und Durchhaltevermögen“. Zunächst sei er wegen der knappen Finanzen für einen zweijährigen Veranstaltungsrhythmus gewesen – „jetzt brennen wir fürs Festival“. Besonders begeistert hat ihn der Auftritt von „The Notwist“, die am Samstag ein Klang- und Lichtgewitter in der Gießhalle entfesselt haben.

Wo ist eigentlich Herbie?

Wo ist eigentlich in diesem Jahr Herbie Hancock? Die wohl nicht ganz ernst gemeinte Frage eines alten Traumzeit-Freundes konnten die meisten der jungen Besucher im Landschaftspark nicht beantworten, da sie den berühmten Jazz-Pianisten gar nicht kennen. Doch dafür feierten die Freunde des elektronischen Liedgutes mit deutschen Texten am ersten Abend des Festivals mit Mia und Judith Holofernes schwer angesagte Stars der Popmusik und der Songwriter-Szene, die auf jeden Fall zu den Attraktionen der dreitägigen Veranstaltung zählten, die stilistisch bereits im vergangenen Jahr zu neuen Ufern aufgebrochen war und jetzt den angekündigten Wandel perfekt machte.

Auf Jazz- und Weltmusik-Stars wurde komplett verzichtet. Ein programmatischer Schritt, dem zum Auftakt aber längst nicht so viele Besucher gefolgt waren, wie man sie sich durch die gebotene leichte Kost versprochen hatte. So waren die meisten alten Stammgäste ohnehin hier nicht mehr anzutreffen.