Duisburg. Der nächtliche Sturm hat den Stadtwald besonder schwer getroffen. Wohl 1000 Bäume sind kaputt. Förster repariert nachts noch das Wildschweingehege. Bis zum 16. Juni ist es nun verboten, Wälder zu betreten: Durch kaputte und gebrochene Bäume droht Lebensgefahr.

Als Stadtförster Stefan Jeschke am Abend sah, wie die Bäume im Wind tanzten, ahnte er schon, dass da ein dickes Ding anrollt. Beim Blick in den Stadtwald am Morgen bestätigten sich seine Befürchtungen: „Die Schäden sind größer als 2007 beim Sturm Kyrill.“

Zumindest im Stadtwald. Der Kaiserberg hat erstaunlicherweise nicht so viel abbekommen. Aber im Uhlenhorst hat der wütende Wind vor allem Buchen den Garaus gemacht. Jüngere, 50 bis 80 Jahre alt, sind mitsamt Wurzelballen umgekippt. Den älteren und größeren hat’s oft die Krone zerrissen, weil der Wind sie in sich verdreht hat. Bestimmt 1000 Bäume sind kaputt, so die erste Schätzung.

Alte Riesen stürzen auf Pflanzungen

Der Waldschaden ist gewaltig. Einige alte Riesen sind auf Neupflanzungen gestürzt und haben junge Bäume zermalmt. „Wir versuchen seit Jahren, den Stadtwald auf Naturbetrieb umzukrempeln. Der Sturm in der letzten Nacht hat Arbeit der letzten Jahre vernichtet“, sagt Jeschke, hörbar betroffen. Und: „So etwas habe ich in 21 Jahren noch nicht erlebt.“

Lebensgefahr - Wälder sind bis 16. Juni gesperrt

Wälder im zentralen Ruhrgebiet dürfen bis 16. Juni nicht betreten werden. Das hat das Regionalforstamt am Dienstag angeordnet. Das Duisburger Amt für Umwelt und Grün ergänzt: „Es besteht Lebensgefahr.“ Es hängen noch Äste in den Kronen, die unkontrolliert fallen können.
In Duisburg ist vor allem der Süden betroffen, massive Schäden gibt es an der 6-Seen-Platte, am Kaiserberg und im Stadtwald.

Warum hat es ausgerechnet die Buchen, die den Stadtwald prägen, so böse erwischt? Sie tragen in diesem Jahr besonders viel Laub, mussten in der Sturmnacht extrem viel Windlast widerstehen, viele schafften das nicht. Und nach den starken Regengüssen der letzten Tage war der Waldboden weich, bot Wurzeln wenig Halt.

Kostbares Holz darf nicht lange im Wald liegen

Jeschke war die Nacht über im Wald unterwegs, ein Einsatz durchaus unter Lebensgefahr. Allerdings musste er das Gatter der Wildschwein-Waisenkinder Schnitzel und Blümchen reparieren; etliche Bäume waren auf die Zäune ihres Geheges gekracht. Immerhin: Die beiden Schwarzkittel – so etwas wie die heimlichen Stars des Stadtwaldes – seien nicht ausgebüchst. Noch im Nachtsturm hat Jeschke mit der Kettensäge die Stämme zerlegt und Zäune repariert. Während der Arbeit hing ein Bruchast über ihm in einer Krone. „Mir war ganz schön mulmig“, so der Förster. Aber: Den Waldsauen geht’s gut im reparierten Gehege. „Sie sind nur etwas verschreckt.“

Stress bereitet hat Jeschke auch ein wirtschaftlicher Nebenaspekt: Das kostbare Holz der Bruchbuchen darf nicht lange im Wald liegen. „Ich hab’ morgens versucht, Holzkäufer zu finden. Das war gar nicht so einfach“, so der Förster. Denn das Geschäft mit den Buchen ist eigentlich durch, auf solche Mengen ist jetzt kein verarbeitender Betrieb eingestellt.