Einen ganzen Reigen romantischer Raritäten bot das 11. Philharmonische Konzert im Theater am Marientor. Unter der Leitung von Axel Kober, Generalmusikdirektor der Rheinoper, erklangen unbekannte aber wohlklingende Werke, die genau den Nerv des Publikums trafen.
Die Orchestervariationen über ein Thema von Niccolò Paganini von Boris Blacher aus dem Jahr 1947 sind gleichzeitig das modernste und auch das bekannteste Werk des Abends. Dass sie nach zehn Jahren wieder auf dem Programm standen, kann als kleiner Willkommensgruß an den Geiger Kolja Blacher verstanden werden. Der Sohn des Komponisten ist der „Artist in Residence“ der nächsten Spielzeit.
Holzbläser profitieren
In seinen Variationen nutzt Blacher die instrumentalen Möglichkeiten des Orchesters geschickt, wovon besonders die Holzbläser pfiffig zu profitieren wissen. Axel Kober versucht in den 16 Variationen nicht, einen großen Bogen herauszuarbeiten, sondern betont die Eigenheiten, die effektvoll und treffsicher aneinander gereiht werden. Kober strahlt profunde Werkkenntnis und Gelassenheit aus, er ist ein sicherer Navigator und Motivator, dem die Schönheit und der Reichtum der Werke am Herzen liegt.
Im ersten Satz der Suite für Viola und Orchester des Belgiers Joseph Jongen baden die Duisburger Philharmoniker geradezu im puren Wohlklang. Was im ersten Satz noch an Dramatik fehlt, wird im zweiten Satz nachgeliefert. Garant des musikalischen Erfolges ist zudem Mathias Feger an der Viola. Sonst sitzt er als erster Solo-Bratscher in den Reihen des Orchesters, nun ist er der Solist des Abends. Feinfühlig spielt er den ersten Satz und formt dabei Melodien, die so viel Körperlichkeit besitzen, dass man glaubt, sie greifen zu können. Im zweiten Satz kann er dank vieler Spielmann-Momente auch seine Virtuosität zeigen.
Feger ist hier fast pausenlos im Einsatz, denn die Suite ist kein Konzert, in dem sich Solist und Orchester im Wechselspiel befinden. Es handelt sich weitgehend um ein großes Viola-Solo, das vom Orchester begleitet wird. Der Beifall für Feger ist so groß, dass man eigentlich eine Zugabe erwarten könnte, doch darauf verzichtet er, wohl im Wissen um die einstündige Sinfonie von Hans Rott, die nach der Pause folgt.
Dem tollen Raritäten-Reigen des Abends setzt die Sinfonie Nr. 1 in E-Dur von Hans Rott die Krone auf. Man hört diesem Meisterwerk aus den Jahren 1878 bis 1880 in keinem Takt an, das ihr Komponist bei der Vollendung gerade einmal 22 Jahre alt war. Die Blechbläserchoräle erinnern an Anton Bruckner, wehmütige Hornmelodien und kurz aufflackernde Katastrophenmomente verweisen schon auf Gustav Mahler.
Axel Kober organisiert und gestaltet das monumentale Werk mit ruhiger Kraft, und die Philharmoniker spielen großartig auf. Jedoch kämpft der Solo-Trompeter an einer Vielzahl wichtiger Stellen mit seiner Nervosität und relativiert so den Gesamteindruck der Aufführung.