Duuisburg. . Zwei Mitglieder des Käferstammtisches Rhein-Ruhr restaurieren einen 1957er VW von Grund auf. Bis zum großen Treffen an Pfingswochenende wird der Wagen leider nicht mehr fertig. Dafür erwartet der Verein 400 andere rollende Schätzchen.

Die Karosse fehlt noch (steht beim Lackierer), die Kurvenlage kriegt Hans Müller-Daum in der großzügigen Hobbywerkstatt aber auch auf dem fertig restaurierten Fahrwerk schon ganz gut hin. Zumindest als Jux für den Fotografen. Bis zum großen Treffen des Käferstammtisches Rhein-Ruhr am Pfingstwochenende wird der 1957er Käfer aber leider nicht mehr fertig. „Ein halbes Jahr brauchen wir noch“, lacht der Duisburger.

Nichts erklärt die Leidenschaft für Oldtimer besser, als so eine Baustelle aus altem Blech. Gemeinsam mit einem Freund aus der Stammtischrunde möbelt Müller-Daum (57) den Kugel-VW (ebenfalls 57) seit einem halben Jahr auf. Ein Stück Schrott auf Rädern war das, zufällig entdeckt bei einer Überlandfahrt und dem Besitzer für schon einige tausend Euro abgehandelt. Ein Käfer noch mit kleiner, eiförmiger Heckscheibe. Unter Kennern liebevoll „Ovali“ genannt.

400 Fahrzeuge am Wochenende erwartet

Zum großen Käfer- und Oldtimertreffen am 7. und 8. Juni erwartet der Käferstammtisch Rhein-Ruhr rund 400 alte Autos – die Hälfte davon natürlich historische Volkswagen – auf der Mühlenweide (Kirmesplatz neben der Rheinbrücke in Ruhrort). Zum ersten Mal nutzen die Oldtimerfans diese große Fläche und haben sich einiges an Rahmenprogramm zu ihrem „rollenden Museum“ einfallen lassen. Da das Wetter zum Wochenende prächtig werden soll (bis 30 Grad), rechnet Hans Müller-Daum mit vielen Besuchern.

Im Mittelpunkt steht an beiden Tagen (jeweils 9 bis 17 Uhr) natürlich die Präsentation der alten und oft liebevoll wieder hergerichteten Fahrzeuge. Besucher haben freien Zugang, es wird viele Gelegenheiten geben für Blech- und Benzingespräche. Am Samstag gibt es für Oldtimerfans zudem einen privaten Ersatzteilmarkt.

An beiden Tagen ist die Duisburger Dekra vor Ort, bringt einen Fahrsimulator und eine Hüpfburg mit. Am Sonntag sind einige Gags für Kinder geplant: Gipskäfer anmalen etwa oder ein lustiges Käfersuchspiel.

Die Bewirtung von Oldiefans und Besuchern an beiden Tagen übernimmt der Biergarten vor Ort.

Das Fahrwerk also. Die Bremstrommeln sind neu, die Bremsleitungen auch. Pedale, Handbremse und Schaltknüppel gucken aus der Bodenplatte. Räder lehnen an der Wand, Radkappen, Scheinwerfer, Fensterkurbeln und Türgriffe sind in Regale einsortiert, das Getriebe steht auf der Werkbank. Kleinteile füllen fein sortiert ungezählte Döschen. Und der Oldiefan weiß von jeder Schraube („die waren alle beim Verzinker“), wohin sie gehört. „Die erkenn’ ich am Geschmack“, lacht Müller-Daum.

Die Leidenschaft für alte Autos und fürs Dranherumschrauben hat bei Müller-Daum und seinem Mitstreiter angefangen, wie bei so vielen: Als Notlösung. „Wir kommen vom Dorf. Wenn das nächste Kino zwanzig Kilometer entfernt ist, wird ein Motorfahrzeug wichtig.“ Ist mit 300 Mark Lehrgeld aber nicht zu finanzieren. Der erste Wagen um 1980 darum: Ein Porsche 912 vom Schrottplatz. „Da wuchs ‘ne Birke durch. Die hab’ ich unterm Auto abgesägt.“ Aufgemotzt wurde der „Frauenporsche“ (gebaut 1965-69) in der Werkstatt eines Alfa-Händlers, der „ein Herz hatte für Jungs, die keine Kohle hatten und schnelle Autos mochten“. Gefahren wurde bis zum zehnten des Monats. Dann war das Spritgeld (20 Liter auf 100 Kilometer) alle. Mit einem restaurierten Oldtimer hatte das damals nichts zu tun: „Wir haben den Wagen zusammengeschweißt, gerade so, dass der TÜV nicht meckerte.“ Immer mit an Bord: Eine Löschdecke. Weil der Motor häufiger brannte . . .

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Aus dem automobilen Notbehelf wurde bei beiden Leidenschaft. „Ich will verstehen, wie das technisch funktioniert. Der Spaß besteht darin, so ein altes Auto auf die Straße zu bringen, zu fahren und alle Fehler auszumerzen. Bis zur Perfektion.“ Das sei mehr als nur ein Hobby. „Joggen ist Hobby“, sagt Müller-Daum. „Die Oldtimerei ist viel intensiver.“ Zumindest bei denen, die selber restaurieren. Hans Müller-Daum: „In der Szene gibt’s Leute, die viel Geld haben. Und Schrauber, die kein Geld haben. Die meisten von uns sind buchstäblich Auto-didakten.“