Duisburg-Altstadt.. Sarah Süselbeck, Pfarrerin und zuständig in der Salvatorkirche für die Citypastoral-Arbeit, ist weit davon entfernt, in eine Ecke mit Alice Schwarzer gestellt zu werden – und dennoch veranstaltet sie eine Veranstaltungsreihe zu feministischer Theologie. Dabei geht es auch um die Sprache in Gebeten.

Sarah Süselbeck kommt mit rosa-farbigen Jacket in die Salavatorkirche. „Das ist eine meiner Lieblingsfarben, das hat nichts mit dem Thema zu tun“, erklärt sie lächelnd. Seit einem Jahr ist die Pfarrerin für die Citypastoral-Arbeit in der Stadtkirche zuständig. Nun hat sie eine Veranstaltungsreihe zum Thema feministische Theologie organisiert. Dabei ist die 33-Jährige weit entfernt davon in eine Ecke mit Alice Schwarzer gestellt zu werden. „Das Thema hat bisher niemand vermisst. Es ist eher ein blinder Fleck. Deshalb ist es wichtig, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass die Kirchen- und Bibelarbeit seit Jahren von weißen mittelständischen Männern geprägt ist.“

Sarah Süselbeck ist eine moderne junge Frau, alleinerziehende Mutter und dass sie Pfarrerin wurde entschied sich erst recht spät. „Eigentlich wollte ich immer Auslandskorrespondentin in Russland werden“, erinnert sie sich. Im Elternhaus spielte Glauben keine entscheidende Rolle. „Aber ich bin immer wieder Menschen begegnet, die mir auf Lebens- und Glaubensfragen eine Antwort geben konnten.“ Fragen stellte sich die gebürtige Duisburgerin vor allem im Studium. Aus Verlegenheit schrieb sie sich zunächst für Germanistik, Geschichte und evangelische Theologie im Nebenfach ein. Doch ihr Theologie-Professor begeisterte sie so sehr, dass sie komplett auf Theologie umschwenkte. „Der war wie Indiana Jones, der sich in die Texte eingrub und immer neue Aspekte fand. Das war toll.“

Leidenschaft für andere Blickwinkel weitergeben

Die Leidenschaft für andere Blickwinkel will sie nun weitergeben, daran erinnern, dass es nicht immer „der Herr“ heißen muss, sondern es auch geschlechterneutrale Formulierungen gibt. „In Genesis heißt es, dass Gott den Menschen nach seinem Ebenbild geschaffen hat. Das heißt es eben nicht Mann und Frau“, gibt sie ein Beispiel, wie sich in Gebeten durch Sprache Bilder manifestieren. Die anderen Pfarrer, zumeist Männer, lächeln manchmal etwas müde, wenn sie mit ihren „Gender“-Ansätzen daherkommt – darüber ist sich Sarah Süselbeck bewusst. „Aber es gibt auch positive Reaktionen aus der Gemeinde. Gerade Frauen freuen sich, dass es auch andere Blickwinkel gibt.“

In der Kirche wird nun für die nächsten Wochen ein so genannter Hörstuhl aufgebaut. Der ist gebaut worden, nachdem sich die Frauen nicht durchsetzen konnte, dass ein Lehrstuhl für feministische Theologie an einer Uni eingerichtet wurde. Wer sich auf den Hörstuhl-Platz setzt, kann sich passende poetische Texte und Musik anhören. „Wir sind ganz bewusst in der Kirche und nicht in einem Gemeindesaal, um das Thema mehr ins Zentrum zu rücken.“