Duisburg.
Bei der CDU werden nach dem Wahldebakel vom Sonntag, das der Union mit knapp 25 Prozent das schlechteste Wahlergebnis nach dem Krieg bescherte, keine „Köpfe rollen“. Montagabend tagte der Parteivorstand, einen „Aufstand“ erwartet der Parteivorsitzende Thomas Mahlberg nicht.
Und Spitzenkandidat Rainer Enzweiler geht davon aus, dass er am Mittwoch in der „gerupften“ Fraktion ohne Gegenkandidat wieder zum Fraktionsvorsitzenden gewählt wird.Auch für Thomas Susen, einziger Christdemokrat der einen der 36 Wahlbezirke im Duisburger Süden mit zwei Stimmen Vorsprung direkt gewann, kehrte der Alltag ein. In strömendem Regen musste er gestern die Wahlplakate einsammeln. „Das Ergebnis war jenseits der schlimmsten Befürchtungen. Natürlich bedarf das einer Analyse“, sagt Susen. Einen erneuten Anlauf, gegen Enzweiler um den Fraktionsvorsitz zu kandidieren, wird er nicht unternehmen und 1. Stellvertreter bleiben. Das Wahlamt wird Susens Wahlbezirk übrigens zur Kontrolle noch einmal nachzählen.
CDU-Parteichef Mahlberg sieht keine maßgebliche interne Debatte über die Wahlkampfstrategie aufkommen: „Das haben wir gemeinsam entschieden. Die Zuwanderung war das richtige Thema“. Er relativiert auch das satte Minus von knapp neun Prozent. Die CDU hatte mit dem Sauerland-Bonus 2009 ein ungewöhnlich gutes Ergebnis erzielt, die jetzigen knapp 25 Prozent lägen im Revier-Trend. Auch Fraktionschef Enzweiler sieht keine Wahlkampffehler, räumt allerdings ein, „dass wir an die Rechten verloren haben“. Zumindest die Gewinne der AfD erklärt er mit der gleichzeitigen EU-Wahl: „Viele, die dabei das Kreuz bei der AfD gemacht haben, stimmten dann auch bei der Kommunalwahl dafür“.
Unterdessen hat die SPD für heute Morgen eine Telefonkonferenz des Parteivorstandes einberufen, die das Wahlergebnis von Sonntag sortieren soll. Die Partei kann zufrieden sein: Alle Wahlziele erreicht: Mehr Direktmandate, ein Stimmenanteil mit den angepeilten „40 plus X“ und klar stärkste Fraktion, ohne die es keine Mehrheit gibt. Wie auch die Linken und die Grünen lasten die SPD vor allem der CDU mit deren Zuwanderer-Kampagne den Erfolg des rechten Randes an. Mögliche Gespräche auch mit der CDU über künftige Ratskonstellationen dürften daher angesichts der Aussagen der CDU-Oberen nicht leichter werden. „Da muss sich die CDU schon ändern“, so ein Genosse.
Auf einem Parteitag am 1. Juli wird sich die SPD mit der Frage möglicher Bündnispartner beschäftigen bzw. Stimmungsbilder abfragen. Zumindest aus Parteikreisen heißt es, dass man die SPD „nur unter Drogeneinfluss“ zu einem Bündnis mit der CDU bringen können – in der Fraktion sieht man das etwas pragmatischer. Auch Grüne und Linke wollen in Kürze Mitgliederversammlungen zur Wahlnachlese und Ratsvorschau einberufen.