In Düsseldorf hatte Sabine Hartmannshenns „Lohengrin“-Inszenierung bereits im Januar Premiere, nun ist die Produktion in neuer Besetzung nach Duisburg übernommen worden. Zwar war blieben bei der Premiere viele Plätze frei, für die Sänger gab es aber viel Beifall.

Regisseurin Sabine Hartmannshenn erzählt eine ganz neue Geschichte, die oft mit Wagners Text kollidiert, und siedelt den „Lohengrin“ in der modernen Hochfinanzwelt an: König Heinrich ist der Mehrheitseigner einer maroden Bank, der Heerrufer sein Assistent. Um einen Posten im Management bewerben sich Telramund und seine Frau Ortrud. Welche Rolle die traumatisierte Elsa dabei spielt, ist nicht klar. Sie fantasiert von einem Retter, der dann in Gestalt des Occupy-Aktivisten Lohengrin die Bühne betritt. Der Occupy-Lohengrin bekommt sofort den Chefposten der Bank, heiratet Elsa, wird aber im dritten Akt gefeuert. Vor allem im ersten Akt und im Schlussbild schert sich die Regie wenig um Wagners Text und versucht ihr Konzept um jeden Preis durchzusetzen. Da werden am Ende des Vorspiels Occupy-Demonstranten von der Bühne gejagt, Occupy-Aktivist Lohengrin darf aber ohne Bewerbungsgespräch in die Chefetage wechseln.

Noch im Gebet vor dem Zweikampf mit Telramund wählt sich Lohengrin seinen Business-Anzug aus und der Zweikampf entfällt, weil sowieso schon alles entschieden ist: Telramund bekommt vom Heerrufer sein Kündigungsschreiben und den Koffer mit der Abfindung. Dieser Geldkoffer ist das wichtigste Requisit dieser konstruierten Inszenierung, denn im dritten Akt wechselt die Abfindung erst zu Lohengrin und schließlich zur verlassenen Elsa.

Die märchenhaften und sagenhaften Elemente des Stückes um Elsas verschwundenen Bruder Gottfried sowie um den Schwan und Lohengrins Herkunft kann Hartmannshenn nicht schlüssig in ihr Bankenkonzept integrieren. Wenn sie nicht weiß, wie sie etwas inszenieren soll, lässt sie alle Akteure erstaunt ins Publikum schauen und behauptet, das unerklärliche Geschehen würde sich dort abspielen.

Die musikalische Seite des Abends ist wesentlich erfreulicher als die szenische: Unter der Leitung von Rheinopern-Generalmusikdirektor Axel Kober spielen die Duisburger Philharmoniker einen „Lohengrin“, in dem sowohl die märchenhaft-lyrischen wie die dramatischen Elemente schön umgesetzt werden. In der Titelpartie gibt Corby Welch ein großartiges Debüt. Er singt den Lohengrin mit müheloser Leichtigkeit und betört mit vielen weichen und lyrischen Tönen. Gleichzeitig weiß er seine farbenreiche Stimme in den richtigen Momenten zu heldenhafter Größe zu steigern.