„Jemand muss Josef K. verleumdet haben.“ Mit diesem Satz beginnt das Stück auf der kleinen Bühne des Kom’ma-Theaters. Es ist kein einfaches Stück, keine leichte Kost. Doch Regisseur Rene Linke und sein Ensemble schaffen es an diesem Abend, das Premierenpublikum zu begeistern. Franz Kafkas „Der Prozess“ feiert im ausverkauften Duisburger Kinder- und Jugendtheater in Rheinhausen eine grandiose Premiere.

Das Bühnenbild ist relativ schlicht: Aufeinander gestapelte Holzpaletten bilden eine Art Laufsteg, rechts ein kleines Holzhäuschen, links eine halbtransparente Box. Auf eine große Leinwand werden später immer wieder Textzeilen aus dem Roman projiziert. Geniale Lichtspiele und Soundeffekte sorgen für eine tolle Ästhetik.

„Wir sind mit dieser Multimedialität ein Wagnis eingegangen. Wir wollten keine Effekte der Effekte wegen. Ziel war es, dem Drama eine andere Ästhetik zu verleihen. Das Publikum hat so reagiert, wie wir es uns vorgestellt haben, also scheint es funktioniert zu haben“, so Linke.

Sichtlich begeistert war das Publikum aber vom Schauspiel-Ensemble: „Es war eine tolle Inszenierung. Vor allem die Rolle des Josef K. war brillant besetzt“, findet Ute Thoma. Hilmi Sözer, der Josef K. verkörpert, spricht zum Publikum, fasst es an, rennt wie von einer Tarantel gestochen durch die Gänge und lässt die Zuschauer eindrucksvoll an seinem Zerfall teilhaben. Dem Publikum bleibt nichts Anderes übrig, passiver Teil der Inszenierung zu werden.

Im Stück werden viele Szenen und Charaktere herausgelassen. Regisseur Linke komprimiert und konzertiert sich auf die Beamten, die Josef K. abholen, auf Fräulein Bürstner und auf Josef K. natürlich. „Man kann das Stück nicht eins zu eins auf die Bühne bringen, und das wollten wir auch nicht. Wir wollten Kafka mit ein wenig Leichtigkeit und Ironie auf die Bühne bringen“, sagt Linke. So wird die wichtige Türhüterlegende mit Witzen garniert. Das Publikum ist sichtlich amüsiert.

„Man hat sich auf das Wichtigste konzentriert und hier und da das Publikum zum Lachen gebracht. Einfach super“, findet Zuschauer Moritz Ganser. Am Ende steht das Publikum und applaudiert minutenlang . Es war eine großartige Premiere. „Der Prozess“ wird am 20. Mai, 14. und 15. Juni erneut im Kom`ma-Theater aufgeführt. Tickets gibt es unter: 0203/283 84 86.