Duisburg. Bei seinem Auftritt in Duisburg begeisterte Doktor Stratmann das Publikum am Freitagabend in der prall gefüllten Stadthalle Walsum. Demnächst ist er nur noch auf seiner eigenen Kleinkunstbühne in Essen zu erleben.

„Herzlich Willkommen, hochverehrte, rheinische Kulturelite“, begrüßt der Kabarettist und Arzt Ludger Stratmann sein Publikum in der prall gefüllten Walsumer Stadthalle zu „Dat schönste“ aus seinen bisherigen fünf Programmen. Er kassiert den ersten Lacher und fügt hinzu: „Wer bei dat schöne Wetter im Theater sitzen tut, der is Kulturelite!“

Die Übergänge zwischen dem Spaßmacher Stratmann und der Bühnenfigur Jupp Kwiatkowski sind fließend. Hypochonder Jupp sitzt jeden Montag im Wartezimmer, weil dann die neue Lesemappe kommt. Doktor Stratmann erklärt erst mal einem Österreicher im Publikum die Feinheiten des Ruhrpott-Sprachgebrauches. „Natürlich kennen wir hier auch Dativ und Genitiv“, sagt er, „aber beie Benutzung klammern wir uns ausschließlich an dat Zufallsprinzip.“ Und Fremdwörter immer so wie man hört.

Oma riskiert die Pflegestufe

Und Jupp hört so manches. Ist ja immer einer da, im Wartezimmer, der gerade Bandscheibenvorfahrt hat. Jupp hat Kreislauf: „Glauben se, ich war gar nicht mehr Herr über meine Gewalt! Da kommse aber ins Simulieren!“ Blöd nur, das seine Inge gerade auf ihre Eierstöcke nach Bad Salzuflen zur Kur gefahren ist. Und mit der Oma gibt es auch Probleme: Neulich hat Jupp sie in enger Sporthose und Turnschuhen erwischt. Das geht natürlich nicht: „Omma, wenn dich einer so auffe Straße sieht, is ruckzuck die Pflegestufe weg.“ Inge interessiert sich leider überhaupt nicht für Jupps Krankheiten, geht selber höchstens mal zum asiatischen Gesichtsdekorateur, um ihr erbliches Doppelkinn loszuwerden.

Auch von der Ehefrau des Kabarettisten Stratmann hört man, dass sie die Auftritte ihres Mannes eher meidet. Er hat es nicht leicht mit den Frauen, aber die kriegen auf der Bühne auch ganz schön ihr Fett weg, nicht nur am Oberschenkel.

„Zum Glück is Essen nich so weit wech“

Da läuft es mit dem Schwager schon besser. Schwager hat im Ruhrpott sowieso jeder, auch wenn er gar keine Schwester hat. „Uns klingt dat Wort Freund eben ein bisschen zu schwul“, meint Jupp dazu. Wer emotional so verklemmt ist, fühlt sich eben nur im Wartezimmer richtig wohl, wo er mit Werner über den „korridalen Faustschlag“ zur Bekämpfung des nächtlichen Atemnot-Syndroms fachsimpeln kann. Und über die Forderung der Malteser: „Ein Vibrator gegen Herzklabaster in jeden Korridor.“ Das Publikum hat noch lange nicht genug von Jupp, aber Stratmann hat genug vom Herumreisen. Deshalb doktert er bald nur noch auf seiner eigenen Kleinkunstbühne an der deutschen Sprache herum. „Is ja schade, dat er nich mehr kommt“, sagt Zuschauerin Gertrud Treskow, „aber zum Glück is Essen nich so weit wech.“