Diese Produktion ist das Ergebnis einer langen Theaterfreundschaft: Jörg Maria Welke war schon als Junge fasziniert von den griechischen Mythen. „Diese unfassbar archaischen, brutalen Geschichten, die gleichzeitig von großer Innigkeit, Loyalität und Treue erzählen, fand ich spannend.“ Die Iokaste, Mutter und spätere Ehefrau von Ödipus, stand in den Sagen eigentlich immer eher am Rand, doch für Welke war es Zeit, die Figur ins Zentrum zu rücken. Mit Veronika Maruhn hat er vor einigen Jahren die Geschichte der Iokaste als Ein-Personen-Stück entwickelt. Komponist Stefan Heucke war von der Version so begeistert, dass er das Drama als Oper inszenieren wollte. Dafür teilte er die Rolle der Iokaste in einen singenden und sprechenden Part, verpflichtete Altistin Birgit Remmert und schrieb die Partituren passgenau für ihre Stimmlage. Als Klangkörper engagierte er die Duisburger Philharmoniker – die kannte er schon von einer anderen Zusammenarbeit, und hatte sie in guter Erinnerung. Am 8. Juni feiert die Opernversion von „Iokaste“ nun im Rahmen der Ruhrfestspiele Premiere. Duisburger müssen sich noch etwas gedulden, bis sie in den Genuss kommen: Am 15. März 2015 ist der Mythos zu sehen.

„Wir kannten uns vorher nicht, deshalb war ich gespannt, wie wir uns verstehen, schließlich sollen wir zu einer Person verschmelzen“, erklärt Birgit Remmert, die in Zürich, Bayreuth und Salzburg mitwirkte. Für Veronika Maruhn war es hingegen spannend, die Geschichte der Iokaste „noch einmal vom anderen Ende zu denken.“ So könne die Figur noch tiefer und facettenreicher gezeigt werden. „Das ist Jörg Maria Welke gut gelungen“, lobt sie. Mehr noch: Sie und Birgit Remmert übernehmen direkt auch die Rollen aller anderen Familienmitglieder. Auf rund zwei Stunden wurden die Fragmente von Homer und Sophokles verdichtet.

Auch wenn es sich bei der Musik um neu geschriebene Melodien handelt, nimmt Heucke Anleihen an „seine Kollegen der vergangenen tausend Jahre“. Er hat jeder Figur ein Motiv, eine Melodie zugeordnet. So wird der komplexe Stoff für die Zuschauer strukturiert. Die Philharmoniker begleiten die Oper in einer Kammerorchester-Besetzung – jedes Instrument ist einfach besetzt. Ergänzt wird der Klangkörper von Akkordeon, Schlagzeug und Harfe. „Das ist eine komplett freie Produktion, die wir neben dem Programm stemmen“, betont Dr. Alfred Wendel, Intendant der Duisburger Philharmoniker. Auch er saß damals im Publikum, als Welke die Iokaste als Bühnenstück erstmals inszenierte – und war begeistert, als die Idee der Auftragskomposition an die Duisburger herangetragen wurde.