Die grundsätzliche Kritik der Linken an den politischen und wirtschaftlichen Zuständen in Deutschland hat sich zumindest in Nuancen geändert: Aus der Forderung nach einem gesetzlichen Mindestlohn ist die Kritik am gesetzlichen Mindestlohn geworden.
Ansonsten hat sich nicht viel geändert an der Grundlinie der Partei. Das wurde gestern gleich von zwei prominenten Spitzenvertretern der Partei am Kuhtor in der Innenstadt deutlich gemacht. „Die soziale Kluft geht immer mehr auseinander“, rügte Parteichef Bernd Riexinger, dass immer mehr Menschen von der gesellschaftlichen Teilhabe ausgeschlossen würden, während die wenigen Reichen sich Luxuswohnungen in aller Welt zulegen würden und immer dickere Jachten. Die Besserung am Arbeitsmarkt genügt ihm keineswegs: „Viele Menschen haben von diesem Wunder nichts gemerkt.“ Und was den Mindestlohn angeht: Zehn Euro müssten’s pro Stunde schon sein – mindestens.
Gegen ein „Europa der Banken und Konzerne“ wandte sich Wagenknecht und beklagte die immer größere „Schere zwischen Arm und Reich“ in der Bundesrepublik. Befristete oder Billiglohn-Arbeitsverhältnisse, Werkverträge und Leiharbeit, gleichzeitig eine seit Jahren sinkende Kaufkraft der Arbeitnehmer – das zu ändern ist nach Wagenknecht Programm der Linken. Die peilen für die Europawahl in Duisburg zehn Prozent an – mindestens.