Hochfeld .

„Das Wichtigste in meinem Leben? Kann ich euch nicht erzählen – ich war noch nie verliebt.“ Mit diesem Satz endet das Theaterstück Endstation 175, das am vergangenen Mittwoch Premiere in der Alten Feuerwache feierte. Mit einem Kloß im Hals ließen die acht Laiendarsteller ihre über 100 Zuschauer zurück, bevor das Publikum mit minutenlangem Applaus die Schauspieler feierte.

„Sechs Monate haben wir geprobt“, erzählt die zwölfjährige Jasmin Wolter. „Ich war heute sehr nervös, aber es hat Spaß gemacht, auf der Bühne zu stehen.“ Das Stück war in Zusammenarbeit zwischen der Theater Arbeit Duisburg und den Jugendheimstätten Niederrhein entstanden. Grundlage der Vorführung waren Erzählungen von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen, die ihre Flucht schilderten. Alle Darsteller sind Heimkinder, drei von ihnen waren als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen.

Das Stück beginnt wortlos – ein trostloses Erwachen auf einer puristischen Bühne, im Hintergrund spielt oriental anmutende Musik. Die jugendlichen Charaktere wirken verloren und hilflos, stecken in einer Situation ohne Ausweg. Szenenwechsel: Seevögel schreien, die Flüchtlinge sind am Meer angekommen. Es kommt Bewegung in die Aufführung. Zu David Bowies „Heroes“ rennen die Darsteller quer durchs Publikum, sie spielen das Kinderfangspiel „Fischer, Fischer, wie tief ist das Wasser?“. Bis hier wurde kaum gesprochen. Zuschauern ohne Vorwissen zum Inhalt fällt es noch schwer zu folgen: „Anfangs wusste man nicht genau, was kommt“, sagt Premierengast Elisabeth Augustin, „die Erzählung danach haben das Thema verständlich gemacht.“ Nachgesprochene Interviews werden ab der Mitte eingespielt und erzählen den erschütternden Weg afghanischer Kinder nach Europa. „Die Ironie meines Schicksals: Ich bin vor dem Tod weggerannt, um jetzt auf mein Todesurteil zu warten“, heißt es gegen Ende. Die jungen Flüchtlinge stehen mit der Volljährigkeit vor der Abschiebung. Zurück in die Gefahr, zurück in die Zukunftslosigkeit – ohne einmal verliebt gewesen zu sein.