Alice Sara Ott und Francesco Tristano sind zwei berühmte Pianisten der jüngeren Generation und haben beachtliche Karrieren vorzuweisen. In der ausverkauften Gebläsehalle des Landschaftsparks debütierten die Künstler im Rahmen des diesjährigen Klavierfestivals Ruhr nun als Duo, das bei seinem Konzert den Schwerpunkt auf Ballettkompositionen legte.

Andere Künstler beenden ihr Konzert mit Maurice Ravels „Bolero“, Ott und Tristano beginnen mit dem Ohrwurm-Klassiker. Tristano hat eine neue eigene Bearbeitung des „Boleros“ erstellt, bei der man darauf gespannt ist, wie dieser Musik, die von dem Wechsel der Instrumente lebt, auf zwei Klavieren Spannung und Leben eingehaucht wird?

Die erste Neuerung ist, dass Tristano den Trommel-Rhythmus nicht auf der Taste spielt, sondern auf der Saite im Flügel zupft. Alice Sara Ott spielt darüber sanft und gleichmäßig die Bolero-Melodie. Natürlich gelingt es Tristano nicht unterbrochen, die Spannung auf dem Höchstpegel zu halten, doch er entwickelt eine gut durchdachte Dramaturgie, wenn er die Melodie in einigen Durchläufen dissonant anreichert.

Ein permanentes Brodeln der Musik erreichen beide in Ravels „La Valse“. Zudem bestimmt ein gehetzt-hysterischer Grundduktus ihre Interpretation dieses latent aggressiven Walzers. Kurze Ausbrüche werden dabei wechselseitig hochgepeitscht und in die Tastatur des Flügels gemeißelt. Die ersten beiden Sätze aus Claude Debussys „Trois Nocturnes“ fügen sich gut in die erste Konzerthälfte ein: Bei dem festlich-geheimnisvollen „Nuages“, das etwas ruhiger ist, kann man beobachten, wie gut die Künstler harmonieren. Nur an wenigen Stellen suchen sie Blickkontakt über ihre Flügel hinweg. Besonders gut kommt beim Publikum Tristanos Eigenkomposition „A Soft Shell Suite“ an. Akkorde, die gleichzeitig vom Jazz und Impressionismus geprägt sind, schwingen mal federnd, mal treibend dahin. Wenn die Melodie dann aber im Diskant liegt, wirkt das aufdringlich und grell.

Zum Abschluss gibt es mit Igor Strawinskys „Le Sacre de Printemps“ einen weiteren Ballett-Klassiker. Die ungestüme Energie der beiden Musiker kann sich hier bestens entfalten. Trotz einer starken Leistung neigt Tristano aber manchmal zur Überbetonung von Nebenstimmen. Das Publikum ist begeistert und spendet viel Beifall. Das Andante aus Mozarts Sonate D-Dur KV 381 ist als Zugabe ein sanfter und entspannter Konzertausklang.