Die Erfolgsgeschichte begann auf vier Rädern: 1974 rollte fremdsprachige Literatur in einem Bus zu Migranten in Duisburger Wohnheimen. Das Projekt brach das Eis: Einwanderer besuchten fortan regelmäßig die Stadtbibliothek. Dort erweiterte man kontinuierlich das Angebot und setzte lange vor allem auf türkische Literatur. Heute feiert man 40 Jahre Türkische und Internationale Bibliothek in der Stadt. Die etwa 160 000 Migranten Duisburgs können dort auf 25 000 Medien in 15 Sprachen zurückgreifen. Eine Ausstellung im Treppenhaus fasst die Entwicklung zusammen.
Yilmaz Holtz-Ersahin, seit 2008 Leiter der Türkischen und Internationalen Bibliothek, hat über ein Jahr lang im Archiv der Einrichtung nach Materialien für die Ausstellung gesucht. Alte Zeitungsartikel, Grußworte von fremdsprachigen Autoren und viele Bilder prägen die Reise durch die Geschichte. „Es war sehr schwer, aus den vielen interessanten Stücken die Wichtigsten für die Ausstellung auszuwählen“, sagt Holtz-Ersahin. Doch es habe großen Spaß gemacht. „Es ist toll zu sehen, wie alles angefangen hat. Die Entwicklung ging von vielen Sprachangeboten hin zu einer türkisch geprägten Auswahl und wieder zurück zur Vielfalt“, erklärt er.
Holtz-Ersahin freut sich, dass über die Bibliothek institutionelle Integration stattfinde. „Viele Migranten haben so ihre literarische Heimat gefunden“, sagt er.
Jan-Pieter Barbian, Direktor der Stadtbibliothek, erinnert sich besonders gerne an die Lesungen bekannter Autoren. So hat beispielsweise Nobelpreisträger Orhan Pamuk 1995 die Bibliothek besucht – und war begeistert: „Viele Menschen kommen mit Vorurteilen nach Duisburg – unsere Gastautoren waren jedoch immer sehr angetan von der Stadt und dem offenen Publikum.“
Holtz-Ersahin sieht in dem Bibliotheksangebot eine Möglichkeit zur Freiheit von arabischen Migranten: „Wenn man in arabischen Ländern Bücher liest, bilden sich andere ein Urteil. Dann heißt es schnell ,der liest rechte oder linke Literatur.’ Hier gibt es so etwas nicht. Das ist für viele neu und sehr angenehm.“ Neben Literatur werde auch das Angebot an Zeitungslektüre sehr gut angenommen.
Die Ausstellung ist bis zum 7. Juni in der Bibliothek während der regulären Öffnungszeiten zu sehen.