Mitten durchs Ruhrgebiet, schnurstracks von Duisburg nach Dortmund fließt er: der Rhein-Herne-Kanal. In diesem Jahr wird der künstliche Fluss 100 Jahre alt. Das Binnenschifffahrtsmuseum zu einem Abend mit dicken Rippen und ebenso dicken Bohnen. Zum deftigen Essen servierte Friedrich Marona Geschichten und geschichtliches zum Kanal. Musikalische Untermalung gab es von den Philhamonixx, einem Trio der Duisburger Philharmoniker.

Rund 25 Personen sitzen an kleinen Tischen auf dem Museumsschiff „Hermann“ im Hauptraum der Binnenschifffahrtsausstellung. An die Vorgeschichte des Museums als Jugendstil-Schwimmbad erinnert heute nur noch die Architektur. Auch ein bisschen Hallenbad-Akustik ist dem Gebäude geblieben. Museumsleiter Bernhard Weber hat Lautsprecher verteilt, damit seine Gäste die Lesung gut verstehen können.

Friedrich Marona beginnt den Abend zu Ehren des Rhein-Herne-Kanals mit einer kleinen Zusammenfassung der Geschichte des Gewässers. Er erzählt - vom Steuerstand des Museumsschiffes aus – wie der Kanal gebaut und vom Strukturwandel des Ruhrgebietes immer wieder geprägt wurde. Maronas lockerer Ton verleiht auch bestens bekannten Ruhrpott-Anekdoten neuen Charme. Da „greift der Kaiser auch mal in seine Schatulle und zückt ein paar Milliönchen“ um den Transportweg für die wachsende Kohleindustrie zu bauen.

Neben Geschichtlichem hat Marona auch Literarisches zum Kanal zu bieten. Er liest aus Günter Wallrafs verdeckten Bergmanns-Recherchen und Fritz Eckengas Überlegungen zum Wandel des Kanals in eine Freizeitattraktion. Zum Ende des Abends wird es komödiantisch: Marona packt seine beste Ruhrpottschnauze aus und liest aus den Jugendabenteuern des Herbert Somplatzki.

Der Schriftsteller mit polnischen Wurzeln erzählt wie er als Junge mit seinen Freunden im Rhein-Herne-Kanal geschwommen ist. Eine wilde Kletterpartie auf einen Lastkahn später steht einer seiner Kameraden ohne Badehose dar. Als sei das nicht schlimm genug, werden die Lausbuben von einem Matrosen erwischt und der entblößte Hintern des Nackedeis mit schwarzer Teerfarbe bepinselt. Eine Geschichte wie sie auch Friedrich Marona schon einmal erlebte, wie er gesteht. Zumindest hätte er nur in frische Teerfarbe eines Kahns gefasst, aber das sei damals schon peinlich genug gewesen.