Innenstadt. .
„Ich schenke heute zum letzten Mal Kaffee aus“, sagt Horst Jahny. Die Jugendlichen an der Bar von „Pro Kids“ nicken traurig. Sie wissen, dass ihr Horst heute nach elf Jahren seinen letzten Tag als ehrenamtlicher Mitarbeiter absolviert.
Treff wurde 2003 eröffnet
Der letzte Kaffee, der letzte Plausch, ein letztes Mal Kickern und ein kräftiger Handschlag zum Abschied. „Das hier wird mir sicher alles fehlen“, sagt Jahny. Doch mit mittlerweile 70 Jahren will er etwas kürzer treten. Den einen Wochentag, den er sonst bei „Pro Kids“, einem Treffpunkt für wohnungslose junge Erwachsene verbrachte, will er mit seiner Frau verbringen.
Ehrenamtliches Engagement gehörte für Jahny schon immer wie selbstverständlich zum Leben dazu, auch als er noch bei Thyssen arbeitete und wenig Zeit hatte. „Ich habe früher im Beecker Fußballclub geholfen und die Jungs dort hin und wieder trainiert“, erinnert sich der Meidericher. Als der Jugendtreff des Diakoniewerks Duisburg 2003 öffnete und er über Bekannte das Angebot zur Mitarbeit bekam, zögerte er keine Sekunde. „Ich wusste gleich, dass es das Richtige für mich ist“, erinnert sich der Rentner. „Ich wollte den Jugendlichen helfen, mich mit denen beschäftigen, die es schwer haben.“
Neben Kochen, Kickern und Kaffeekochen übernahm Jahny auch andere Aufgaben: Er war ein echter Kümmerer, hatte immer ein offenes Ohr und versuchte, den Jugendlichen zwischen 15 und 25 mit seiner Lebenserfahrung zu helfen. Sie wandten sich mit Problemen bei der Wohnungssuche an ihn und fragten bei Schwierigkeiten mit dem Arbeitsamt nach. „Ich habe aber auch oft versucht, den jungen Menschen gut zuzureden“, erinnert er sich. Und sie hörten. „Das sind die schönsten Momente gewesen. Wenn ich jemanden bewegen konnte, doch eine Lehrstelle anzunehmen oder überzeugen konnte, das Geld nicht für irgendeinen Unsinn auszugeben – das war einfach klasse.“ Außerdem sei es toll zu sehen, wenn jemand nach ein paar Jahren wieder herkommt und voll im Leben stehe. Er sei immer gut mit den schwierigen Jugendlichen klargekommen – warum, weiß er selbst nicht. Er habe irgendwie einen Draht zu ihnen gefunden: „Sie sind hier eigentlich alle nett. Ich habe kaum schlechte Erfahrungen gemacht.“
Stillstand gibt es für Jahny aber auch in Zukunft nicht: „Ich gehe drei mal die Woche zum Sport, halte mich fit und fahre gerne mit meiner Frau Fahrrad“, sagt er. Und vielleicht kommt er zu Besuch zurück an die Börsenstraße.