Neudorf.
Gegen 12.30 Uhr leert sich das Ludgerushaus zunehmend. „Briefmarkensammler essen pünktlich zu Mittag“, sagt Klaus Kühn und schmunzelt. An diesem 1. Mai findet ein kleines historisches Ereignis im Ludgerus Haus statt: Erstmals treffen sich alle vier Duisburger Briefmarkenvereine zu einer gemeinsamen Tauschbörse. Die soll nun einmal im Jahr stattfinden. Knapp 100 Philatelisten sind zum dreistündigen Treffen der vier Clubs gekommen.
Wieso nicht schon früher vereint getauscht wurde? Kühn zuckt mit den Schultern: „Der freie Verein ist nicht Mitglied im Verband deutscher Philatelisten und wurde immer ein wenig stiefmütterlich behandelt“, erklärt der Vorsitzende der „Duisburger Briefmarkenfreunde“. Der hauptberufliche Auktionator ist mit der Besucherzahl zufrieden. Wenn es nach ihm ginge, soll der Tauschtag neben den monatlichen vereinsinternen Börsen ab jetzt jedes Jahr zum 1. Mai stattfinden. Kühn schätzt dabei die Werte der Sammlungen. Die Wertvollste heute ist eine für 600 Euro – eine Blocksammlung von fünf Alben. Bei seinem Arbeitgeber, dem Auktionshaus Rauhut, finden alle zwei Monate Auktionen im Gesamtwert von zwei Millionen Euro statt – das sind andere Dimensionen. Aber es geht den Sammlern auch viel mehr um die Leidenschaft als um das große Geld.
Jeder möchte Lücken in seiner Sammlung füllen. Es wird nach Ländern, Kontinenten oder Motiven Ausschau gehalten. Gestempelte oder postfrische Marken wechseln den Besitzer. Herbert Claus sammelt beispielsweise alles mögliche aus Kamp-Lintfort: „Ich finde gut, dass alle Vereine auch eine gemeinsame Veranstaltung machen.“ So haben die Besucher eine noch größere Auswahl.
Börse soll wiederholt werden
Schräg gegenüber sitzt Herman Evers hinter seinem Tisch mit fein sortierten Schätzen. Er sammelt seit 60 Jahren. Nur Schweizer oder Luxemburger Briefmarken fallen in sein Beuteschema. Niemand der Tauschwilligen kann ihm etwas für seine Sammlung bieten. Er ist deshalb nicht so zufrieden mit der Ausbeute. „Man muss abwarten, ob das in den nächsten Jahren Erfolg hat. Ich bin lieber bei den Tauschtagen meines Vereins.“ Nicht alle sind auf Anhieb von der ersten gemeinsamen Veranstaltung der vier Briefmarkenvereine überzeugt.