Noch sieht vieles im neuen Landesarchiv am Innenhafen nach Baustelle aus. Einige Archive sind nicht freigegeben, große Kisten mit Dokumenten stehen verpackt in den Ausladezone und am Eingang muss der Besucher an Bauzäunen vorbei. Trotzdem eröffnet am 5. Mai das Archiv seine Tore für die Forscher von Rhein und Ruhr.

16 Lkws mit 7000 Kartons täglich

„Wir machen eigentlich nur schon auf, damit die Studenten wieder arbeiten können, die eine Magister- oder Doktorarbeit schreiben müssen“, erklärt Dr. Kathrin Pilger vom Landesarchiv. Insgesamt hat sich die geplante Eröffnung um rund sechs Wochen nach hinten verschoben, neuer offizieller Termin ist der 20. Juni. Seit Monaten fahren täglich 16 Lkws von den verschiedenen Standorten des alten Archivs nach Duisburg und transportieren dabei jeweils 7000 Kartons mit Archivalien. Der gesamte Umzug wurde von einer Restauratorin professionell begleitet, so dass keine bleibenden Schäden an den zum Teil jahrhundertealten Akten entstehen konnten. „Durch den Umzug haben wir jetzt alles an einem Platz, das ist schon ein großer Vorteil“, meint Pilger. Nur die Turmstruktur des neuen Archivs hätte beim Transport der Dokumente Nachteile, „Archivare bevorzugen eigentlich breitere Flächen“, erklärt sie.Die Geschichte, die das Landesarchiv einfängt, beginnt bei Ludwig dem Frommen im 9. Jahrhundert und endet in der Gegenwart, zum Beispiel mit Akten aus Ministerien.

Lesesaal ist das Prunkstück

Im neuen Lesesaal stehen den Besuchern 40 Computer zur Verfügung. Er ist das Aushängeschild des neuen Gebäudes. An allen Computer-Arbeitsplätzen stehen den Forschern Kopfhörer zur Verfügung, mit denen sie sich archivierte Filme ansehen können, ohne dabei andere Besucher zu stören. Neben Filmen stehen den Nutzern darauf Recherchemittel und digitalisierte Papier-Dokumente zur Verfügung. „Einige waren am Anfang skeptisch, wenn sie eine Urkunde digitalisiert vorliegen hatten. Aber die Besucher sollten sich schnell daran gewöhnen können, vor allem wenn man an schwierig zu lesende Stellen heranzoomen kann“, verspricht Pilger. Die Digitalisierung ist ihr deshalb so wichtig, weil häufig nachgefragte Archivalien sich schnell abnutzen. Das gelte zum Beispiel für die Gestapo-Akten über Einzelpersonen, die dem Landesarchiv exklusiv vorliegen. „Die werden so oft nachgefragt, dass sie schnell auseinanderfallen würden, wenn wir sie zu oft rausgeben.“, so Pilger. Schließlich sei es auch Aufgabe der Archivare, Akten für spätere Generationen zu verwahren.