Duisburg/Kirchhellen. Abgemagert bis auf die Knochen war ein Pferd in Kirchhellen, auf das Hans Zolopa, Chef des Tiergnadenhofs in Duisburg-Rheinhausen, aufmerksam gemacht wurde. Die Besitzer seien fortgezogen und hätten das Pferd sich selbst überlassen. Zolopa holte den Schimmel nach Duisburg.

Hans Zolopa ist geschockt. Als er den Schimmel-Wallach auf dem ausgetrockneten Gelände in Kirchhellen sieht, ist er den Tränen nah. Abgemagert bis auf die Knochen, kann sich das Tier kaum noch auf den Beinen halten.

„Es schaute mich richtig traurig an.” Der Rheinhauser ist Chef des Tiergnadenhofs und der Jugendfarm in Rheinhausen. Ein Anrufer hatte den 70-Jährigen vorher auf den erbärmlichen Zustand des Pferdes hingewiesen. Er machte sich sofort auf den Weg und holte das Tier nach Duisburg.

Hans Zolopa, studierter Landwirt, ist einiges gewohnt. Doch diese Form von Vernachlässigung und Tierquälerei hat er noch nicht erlebt. Die Besitzer seien fortgezogen und hätten das Pferd sich selbst überlassen. Niemand hätte gewusst, wo sich die Leute aufhielten.

Die Rippen zeichnen sich ab

Als er das Gelände in Kirchhellen betritt, entdeckt er das Pferd hinter einem Schuppen, in jämmerlichem Zustand. Die Hinterhand ist verkümmert, die Hüftknochen treten heraus, die Rippen zeichnen sich ab wie bei einem Skelett. Die Muskulatur ist so geschwächt, dass dem Tier jede Bewegung schwer zu fallen scheint. Die Hufen sind schwer geschädigt. „Der hat vermutlich ständig im Mist gestanden”, glaubt Hans Zolopa.

200 Euro Schlachtgebühr

Ein Züchter in Kirchhellen wollte das Tier zum Schlachter bringen. Zolopa: „Der erzählte mir, dass er den Schimmel nicht in seine Herde lassen wollte, weil er sich dann blamiert hätte.” Doch dem Duisburger wollte er das fast verhungerte Tier nicht unentgeltlich überlassen. „Ich musste ihm noch 200 Euro Schlachtgebühr zahlen.”

Hans Zolopa ist entsetzt über die Einstellung mancher Menschen zu anderen Lebewesen. „Ich benötige sicherlich zwei Jahre, um das Pferd wieder einigermaßen gesund zu bekommen.” Auf die Koppel zu den anderen 60 Pferden, die auf dem Gnadenhof leben, kann das extrem geschwächte Tier noch lange nicht. „Es würde von den anderen ausgestoßen”, ist Zolopa sicher.

Foto: Angelika Barth
Foto: Angelika Barth © WAZ Foto Pool

Zunächst wird es der Tierarzt untersuchen, Blut abnehmen und impfen, entwurmen, ehe der Hufschmied ans Werk geht. Zumindest der Appetit des Pferdes hat nicht gelitten. Allerdings kann der Wallach noch nicht die Futtermengen aufnehmen, die er eigentlich zur Kräftigung brauchte. Er ist noch zu sehr geschwächt. Drei- bis viermal täglich bekommt er kleinere Portionen an Heu, Möhren und Äpfeln. Auch mit Müsli baut der Duisburger seinen jüngsten Schützling wieder auf.

Ein Pony, dem man die Zähne augeschlagen hat

60 Pferde, Gänse, Ziegen, Schafe, Hühner, Hasen haben auf dem Gnadenhof ein Zuhause gefunden. Darunter sind viele Pferde, denen es vorher ähnlich erging wie dem Schimmel: Da ist das Pony, dem man die Zähne augeschlagen hatte, da sind die beschlagnahmten Ponys, deren Beine verkrüppelt waren. Sie alle leben heute zufrieden auf dem Gnadenhof.

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