Mit zerknitterter Miene stehen Jamiro und Amalia da. Ihre Blicke gleiten immer wieder über das seltsame Objekt vor ihnen. Dann zucken die beiden Fünfjährigen mit den Schultern. Ihre Geschwister Jonas (13), Daan (16) und Sil (15) sind ebenso ratlos. Das gelbe Gebilde, das sich die Kinder und Jugendlichen bei der Familienführung im Lehmbruck-Museum ansehen, könne alles sein, sagen sie dann. „Eine Muschel vielleicht. Oder ein Ohr“, findet Jonas.
Katharina Nitz, die die Kinder bei der Führung an die verschiedenen Formen der Kunst heranführen will, ist mit der Vermutung zu Tony Craggs Werk mehr als zufrieden. Sie erklärt den Geschwistern, dass abstrakte Kunst alles sein kann. Die Kinder staunen.
Es ist ein exklusiver Rundgang. Nur die Kinder und ihre Eltern Eric Nellen und Katrin Lindemann sind der Einladung zu dem besonderen Angebot gefolgt: „Wir wollten etwas als Familie machen“, sagt Kathrin Lindemann, die mit ihrer deutsch-holländischen Großfamilie in Baerl lebt. „Hier waren wir noch nie.“
Nitz erläutert alles sehr kindgerecht, geht besonders auf die jungen Teilnehmer ein. Sie fragt sie immer wieder, welche Ausstellungsstücke ihnen gefallen und welche Absichten des Künstlers sie dahinter vermuten. Besonders begeistert zeigt sich die Familie von dem Märchenrelief von Jean Tinguely. Der Künstler hat in der Maschine viele Anspielungen auf Märchen eingebaut. Die Kinder gehen dem auf die Spur: „Hier ist ein Frosch“, ruft Amalia. Nitz erklärt, dass es ein Hinweis auf den Froschkönig sei. „Die Ente steht für das hässliche Entlein“, vermutet Daan. Volltreffer. Doch was soll das Ganze? „Ich denke, der Künstler will ein Lächeln provozieren“, sagt Nitz. Das hat er bei Familie Nellen-Lindemann geschafft.
Dann wird die Familie sogar selbst künstlerisch aktiv: Mit unterschiedlichsten Materialien erstellen sie kleine Kollagen zum Mitnehmen.
Infos über zukünftige Sonderführungen im Museum gibt es auf: www.lehmbruckmuseum.de.