Ein umjubeltes Konzert vor 5000 Fans in der Grugahalle, zwei Tage später Einzelunterricht in der Musikschule. In Essen kreischt das Publikum, in Duissern hören die Schülerinnen und Schüler aufmerksam zu. Drei Mitglieder der Familie Popolski kennen diesen Spagat: Daniel Basso, Mirko van Stiphaut und Rüdiger Testrut gehörten bis Anfang April zur wohl erfolgreichsten Duisburger Band in jüngerer Vergangenheit. Sie spielten zahlreiche Konzerte, blödelten im Radio und enterten das Fernsehen. Gleichzeitig gaben sie Unterricht. Nach der Auflösung der Popolskis sind sie wieder öfter an der Musikschule anzutreffen.

„Wenn die Schüler bei unseren Konzerten waren, haben sie uns danach gefragt, ob wir wirklich so viel Wodka trinken“, erzählt Rüdiger Testrut und lacht. „Was auf der Bühne passiert, ist natürlich nur der schöne Schein“, wirft Mirko van Stip­haut ein. „Wir trinken nicht nur Wodka!“ Dass sie als Lehrer aber musikalisch so aktiv sind, sei ein Gewinn für die Schüler. „Sie fragen auch danach, wie man sich in der Show so viel bewegt und dabei Trompete spielen kann, wie man atmet und solche Dinge“, erzählt Testrut. Wer Musik macht, wolle sie auch für andere spielen. Wenn die Lehrer das vorleben und Tipps geben könnten, sei es ideal.

Dass die drei Musiker und ihre Bandkollegen das Wodka-Image pflegten und auf der Bühne viel Unsinn anstellten, sei nie ein Problem gewesen. „Viele kennen die Musikschule nur als klassisches Bildungsinstitut, vielleicht etwas konservativ ausgerichtet“, sagt Mirko van Stip­haut, der E-Gitarren-Lehrer. So sei es aber längst nicht mehr. „Die Schüler bringen den aktuellen Zeitgeist mit, so befruchtet man sich gegenseitig“, sagt Gesangslehrer Daniel Basso. „Wir richten uns musikalisch danach und nehmen Stücke ins Repertoire, die wir sonst gar nicht kennen würden.“ Popularmusik sei immer weiter in den Fokus gerückt worden.

Dieser wollen die drei Ex-Popolskis selbstverständlich auch treu bleiben. Ihr aktuelles Projekt mit den „Funky Freaks“ nimmt immer mehr Fahrt auf, Basso und van Stiphaut spielen zwei Konzerte, Testrut leitet zwei Big Bands. Es gibt also genug Gesprächsstoff im Unterricht – nur der Wodka fehlt ab jetzt.